Rezension

Eine bedrückende, emotionsgeladene Novelle

Eingesperrt - Brian Keene

Eingesperrt
von Brian Keene

Bewertet mit 4 Sternen

Eigentlich sollte es für die Angestellten von »Big Bill's Home Electronics« ein Tag wie jeder andere sein, doch gerade als der Laden schließt, spaziert ein ganz in schwarz gekleideter und schwer bewaffneter Mann seelenruhig durch die Tür. Er fackelt nicht lange und für zwei der unglücklichen Männer wird es so ein endgültiger Feierabend. Die übrigen sechs Angestellten bringt der Killer ganz ungerührt und ohne jede Erklärung ins Lager und sperrt sie dort in einem Käfig für gesicherte Ware ein. Für die Männer beginnt das bange Warten, ein Martyrium ohne Ausweg, das von Verzweiflung, Angst und Hoffnung geprägt ist. Es bleibt die Frage, was der Mann in Schwarz mit ihnen vor hat und warum immer seltsamere Geräusche aus dem Verkaufsraum dringen? Werden sie die Nacht überleben?

Mit dieser Novelle stellt Brian Keene einmal mehr sein Können unter Beweis. Auf knapp 77 Seiten (in der limitierten Hardcoveredition) hält er ein durchweg hohes Spannungsniveau aufrecht und schafft starke Emotionen. Es ist eine wahre  Gefühlsachterbahn, die die Opfer (und mit ihnen der Leser) hier durchleben, bzw. durchleiden. Eingesperrt, zum Nichtstun verdammt, wissen sie nicht, was sie erwartet. Von zunächst optimistisch, dass es sich womöglich nur um einen Raubüberfall handeln könnte, bis hin zu blanker Verzweiflung und Todesangst ist die gesamte Gefühlspalette abgedeckt. Die Männer sind ganz gewöhnliche Menschen, keine Helden, und so überfordert sie die Situation völlig. Bei dem einen zeigt sich das in Agonie, beim anderen in Wut und Kampfeslust und das wahre Gesicht eines jeden einzelnen offenbart sich letztlich.

Die Charakterzeichnung kommt leider ein wenig zu kurz, die sechs Männer sind nur grob skizziert und somit austauschbar, ihre Emotionen hingegen sind authentisch und werden sehr gut transportiert. Der Nervenkitzel schwingt beim Lesen stets mit, eine bis zuletzt mörderisch spannende Lektüre, weil man absolut nicht absehen kann, wie diese Tortur ausgehen könnte. Lediglich ein banges Gefühl, dass es wohl kein gutes Ende nehmen kann, stellt sich ein – und selbst da bleibt immer noch ein Hoffnungsschimmer. Etwas, das der Leser wohl mit den Figuren dieser Geschichte gemein hat.

Fazit

Ein gelungener Pageturner in gewohnter Keene-Manier, der mit starken Emotionen punktet und von der ersten bis zur letzten Seite für Hochspannung sorgt.