Rezension

Eine biblische Geschichte sehr lebensnah erzählt

Hüter des Erbes - Lynn Austin

Hüter des Erbes
von Lynn Austin

Bewertet mit 5 Sternen

~~473 v. Chr. in Babylon: Der unverheiratete Thoragelehrte Esra lebt mit seinen Brüdern und deren Familien zusammen und vertieft sich jeden Tag in die heiligen Schriften. Eines Tages erlässt König Xerxes nach Beratung mit seiner rechten Hand Hamann ein Edikt, dass alle Juden am 13. Tag des Monats Adar von den Babyloniern getötet werden dürfen. Dieses Edikt lässt alle Juden in völlige Verzweiflung stürzen, wird ihnen doch das Recht verwehrt, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Viele kommen mit ihren Fragen und Sorgen zu Esra, um bei ihm Rat zu finden. Durch seine ruhige und bedachte Art, die den Menschen Hoffnung zu vermitteln sucht, wird er bald zu ihrem Anführer gewählt. Einige Monate vor der Vollstreckung des Edikts wird erneut ein Edikt von Xerxes erlassen, dass es den Juden erlaubt, sich gegen Angriffe zur Wehr zu setzen. Dies gibt ihnen allen neue Hoffnung und im weiteren Verlauf gelingt es Esra auch, den König zu überreden, die Juden in ihre Heimat nach Jerusalem ziehen zu lassen. Aber auch Esra wird in dieser Zeit als Anführer auf harte Prüfungen gestellt, ob es der Tod seines Bruders Judas oder die Hochzeit mit Deborah ist, ob es sich um den Zug nach Jerusalem handelt oder um die Ehe zwischen Amina und Ruben. Doch sein Glaube in Gott ist ebenso unerschütterlich wie die Thora für ihn lebenswichtig, all sein Wissen und sein Tun bauen auf Gott und die Thora und das Vertrauen in beide für die schwersten Prüfungen und deren Lösungen im Leben.

Lynn Austin hat mit „Hüter des Erbes“ einen sehr spannenden historischen Roman vorgelegt, der sich sehr stark an die Bibel anlehnt. Der Schreibstil ist in diesem Buch nicht ganz so flüssig lesbar, der Einstieg erfordert einiges an Konzentration, um erst einmal alle Namen und deren Bedeutung zuordnen zu können, doch hat man diese kleine Hürde genommen, dann kann man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Spannung wird langsam aber stetig aufgebaut und zieht sich dann wie ein Faden durch das ganze Buch. Auch die Beschreibungen der damaligen Lebensumstände und der Rituale bilden einen sehr schönen Rahmen um die eigentliche Handlung, die sehr mitreißend geschrieben ist. Die einzelnen Charaktere sind sehr detailliert skizziert und liebevoll angelegt. Esra ist eher ein zurückgezogener Mann, dem sein Glauben alles bedeutet und den er auch buchstäblich nach der Thora lebt. Er konsultiert für alle Fragen die Thora und entnimmt ihr die Lösungen für die alltäglichen und auch schwierigeren Probleme der Menschen, unter denen er lebt. Mit Deborah heiratet er die Frau seines verstorbenen Bruders Judas, um ihm zu Ehren einen Sohn zu zeugen. Deborah ist eine kluge Frau, die ebenfalls in der Thora bewandert ist und mit ihrem Mann so einige Diskussionen hat, wie man diese auslegen kann. Ruben verliert als Junge seinen Vater bei der Verteidigung der Juden gegen die Babylonier. Als er die väterliche Schmiede nicht selbst führen darf, da er noch zu jung ist, und auch der Tod seines Vaters ihn so sehr erschüttert hat, wendet er sich vom Glauben ab und fristet fortan ein Leben als Räuber und Dieb. Doch die Leere in ihm wird immer größer. Amina kam als Krüppel zur Welt und wurde innerhalb ihrer babylonischen Familie wie ein ungewolltes Kind behandelt. Als ihr Familie stirbt und nur ihre Schwester und sie überleben, findet sie bei der Jüdin Hodaya ein neues Zuhause, während ihre Schwester lieber zu ihrem babylonischen Onkel zieht. Amina ist vom jüdischen Glauben so begeistert, dass sie fortan danach lebt und sich alles aneignet, um selbst dazugehören zu dürfen als Dank für die Liebe und Fürsorge, die ihr durch Hodaya und deren Familie zu Teil wurde. Nach und nach werden die Leben der einzelnen Protagonisten wunderbar miteinander verknüpft und machen diesen Roman zu etwas ganz Besonderem.

Lynn Austin hat einen mitreißenden biblischen Roman vorgelegt, in dem sich alles um das blinde Vertrauen und die Liebe zu Gott dreht. Gerade die sehr starke Anlehnung an die Bibel macht dieses Buch besonders. Dass mit Gott kein Handel zu treiben ist, hat jeder von uns schon erfahren. Alles, was Gott mit uns vorhat, verlangt, dass wir uns ohne Vorbehalte in seine Hände begeben und ihm vertrauen, dass er das Beste für uns will. Auch der Umgang miteinander wird in diesem Buch sehr hervorgehoben und zeigt einmal mehr, dass alle Menschen gleich und somit Kinder Gottes sind. Es behandelt Ausgrenzung ebenso wie Mischehen, Unglaube wie Glaube. Somit ist dieses Buch auch wieder sehr aktuell, da diese Fragen auch in unserer Zeit wieder sehr vielfältig auftauchen.

Ein wunderbarer Roman, aus dem man als Leser sehr viel für sein persönliches Leben ziehen kann. Absolute Leseempfehlung!!