Rezension

Eine ergreifende Biographie

Der Junge, der den Wind einfing -

Der Junge, der den Wind einfing
von William Kamkwamba

Bewertet mit 4 Sternen

William wächst in Malawi auf. Seine Jugend ist geprägt von Armut und der ständigen Sorge um die jährliche Maisernte, von der das Überleben der ganzen Familie abhängt. Als seine Eltern aufgrund einer Hungersnot das Schulgeld nicht länger aufbringen können, beschäftigt sich William stattdessen damit, die Funktionsweise alter Radios zu erkunden und sich selbst die Grundlagen von Physik und Elektrizität beizubringen. Und eines Tages hat er eine großartige Idee - er möchte ein Windrad bauen, um die Lebensqualität seiner Familie und aller anderen Menschen Malawis zu erhöhen.

Es ist sehr beeindruckend, was dieser Junge alles erreicht hat, umso mehr wenn man bedenkt, dass die Geschichte nicht bloß frei erfunden ist. Etwa die ersten zwei Drittel des Buches beschäftigen sich mit der Kindheit und frühen Jugend Williams. War er als kleiner Junge noch zutiefst beeindruckt von den Sagen über Zauberer und Hexerei, die tief im Glauben seines Volkes verankert sind und das Leben Vieler maßgeblich beeinträchtigen, so entwickelt er bald ein großes Interesse an der Wissenschaft. Er beginnt, an kaputten Radios herumzuschrauben, die die für sein Dorf die einzige Verbindung zur Außenwelt darstellen, und ist fasziniert von den Mechanismen dahinter. Dann kommt Anfang der 2000er eine große Hungersnot auf, da es infolge des schlechten Wetters zu massiven Ernteausfällen kommt. Die Fehleinschätzungen sowie unvernünftigen Entscheidungen der Regierung lassen den Großteil der Bevölkerung mittellos und vor allem ohne jegliche Möglichkeit, an Nahrung zu kommen, zurück - viele Menschen, nicht nur in Williams Dorf, sterben in dieser Zeit. William und auch viele andere müssen verfrüht die Schule abbrechen, und der ewige Kreislauf der Armut scheint von vorne zu beginnen. Williams Rettung ist die kleine Bibliothek des Ortes, in der er einige amerikanische Bücher über Physik findet, mit denen er sich intensiv beschäftigt - und die Idee zum Bau eines Windrads reift in ihm heran. Erst der letzte Teil des Buches handelt dann tatsächlch von dessen Bau und der Bedeutung, die es für William und seine Familie hat.

Mich hat das Buch sehr beeindruckt. Gerade der große Abschnitt, in dem beschrieben wird, wie es zu der Hungersnot kam und wie die Menschen während dieser ums Überleben kämpfen, ist sehr eindrücklich beschrieben und alles andere als leichter Stoff. Während man diese Seiten liest, kann und mag man sich gar nicht vorstellen, dass diese Geschichte nicht vor mehreren hundert Jahren spielt, sondern tatsächlich Anfang des 21. Jahrhunderts. Dass andere Menschen zu dieser Zeit in Großstädten , umgeben von Technik und Wohlstand und mit vergleichsweise gut funktionierenden Bildungs- und Gesundheitssystemen leben, während man in Williams Dorf nicht einmal Wasserpumpen hat und die Menschen abends um sieben Uhr schlafen gehen, weil es kein Licht gibt. Während große Teile der Bevölkerung dort zu arm ist, um den Kindern den Schulbesich zu ermöglichen, und es alljährlich einige Monate gibt, in denen der Gürtel enger geschnallt werden muss, solange man auf die Ernte wartet.

Der tiefe Einblick in das Leben von Williams Familie, dass auch heute noch für viele Menschen Alltag ist, hat mich sehr beeindruckt. Auch darüber hinaus hat mir das Buch sehr gut gefallen. Obwohl man von vorneherein weiß, was William am Ende erreichen wird, kann man sich kaum mehr von den Seiten losreißen. 

Es ist erschreckend, von diesem Kontrast zu lesen, der in unserer Welt noch immer zwischen Arm und Reich herrscht. Ich kann dieses Buch nur wärmstens weiterempfehlen.