Rezension

Eine Ermittlung, die hinter die Fassade des heilen bayerischen Dorflebens blicken lässt.

Blutwinter - Markus Flexeder

Blutwinter
von Markus Flexeder

Bewertet mit 4 Sternen

Rezension:

Trotz meiner Abneigung gegen Krimis zog mich “Blutwinter” von Markus Flexeder beinahe magnetisch an, was wohl an meiner Affinität zu bayerischen ‘Schauer’geschichten liegt. Geschichten wie z. B. die um “Tannöd”, faszinieren mich, da mich die Mundart, die in solchen Storys von den Charakteren meist gesprochen wird, sehr an meine Heimat erinnert, und die Geschichten dadurch noch realistischer werden.

Und soviel sei gesagt: “Blutwinter” hat mich keinesfalls enttäuscht, und ist genau so aufgebaut, damit eine herrlich düstere Stimmung aufkommt. Das Buch wurde in zwei Abschnitte unterteilt, nämlich “Dunkel” und “Licht, wobei sich der erste Abschnitt mit dem Zusammentragen der Fakten und der zweite Teil mit der Aufklärung des Falls beschäftigt – ja, der Fall wird gelöst.

Die beiden Journalisten Lallinger und Aumüller besuchen die 95-jährige Maria Stadler im Heim, da sie die einzige ist, die zum Zeitpunkt der Blutnacht im kleinen Dorf Wolfsham wohnte, und noch lebt. So beginnen die Journalisten, der alten Frau die komplette Akte mit den Zeugenvernehmungen vorzulesen, um ihre Erinnerungen aufzufrischen, und der Leser begibt sich mit ihr gedanklich in die damalige Nacht.

Die Zeugenvernehmungen sind alle aus Sicht des jeweils Befragten, spiegeln sehr gut das damalige Gedankengut ‘einfacher’ Leute, für die Brauchtum und Aberglaube eine große Rolle spielten wider. Die Zeugenerzählungen sind in niederbayerischer Mundart geschrieben, dürften aber auch von ‘Nicht-Bayern’ gut verstanden werden. Nach und nach nimmt die Vergangenheit Gestalt an, bekommt Kontur, füllt sich mit Farbe, bis man schließlich vor dem grauenvollen Ausmaß steht: Mehrere Familien abgeschlachtet – vom Kleinkind bis zum Greis vollkommen ausgelöscht.

Was den Fall besonders mysteriös macht ist, dass die Familien offenbar nach einem bestimmten Schema ausgesucht wurden, welchem die Journalisten auf die Spur kommen wollen. Während Maria, die damals noch ein Kind war, zunächst stur schweigt, rückt sie später widerwillig mit der Sprache heraus, und was sich offenbart, setzt dem Massaker die Krone der Grausamkeit auf.

Für Krimileser, die gerne Schritt für Schritt mitermitteln, ist dieses Buch bestens geeignet, aber auch für Freunde des Makaberen.