Rezension

Eine Familiengeschichte geht weiter

Die Zeit der Töchter - Katja Maybach

Die Zeit der Töchter
von Katja Maybach

Bewertet mit 4 Sternen

Ein Roman, der nicht nur unterhält, sondern auch bewegt und zum Nachdenken anregt

München im Jahr 1957: Maria Richter und Vivien Kroll haben den Zweiten Krieg hinter sich gebracht, ihre Töchter entdecken das Leben in der Stadt. Anna (30) versucht sich als Schauspielerin am Residenztheater, nachdem sie am Wiener Burgtheater weniger Erfolg hatte. Nach dem Abbruch des Medizinstudiums arbeitet Antonia als Krankenschwester. Die zwei Cousinen bereiten ein Wiedersehen ihrer Mütter mit denjenigen Frauen vor, die sie bei Kriegsende aus dem Lager retten konnten. Doch deren anhaltender Einsatz für Flüchtlinge könnte noch in einer Katastrophe enden…

„Die Zeit der Töchter“ ist die Fortsetzung von „Die Stunde unserer Mütter" und damit der zweite Band der „Mütter und Töchter“-Reihe von Katja Maybach.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 49 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, vor allem aus der von Anna, Antonia, Maria und Vivien. Die Wechsel bereiten keine Probleme, da diese durch die Angabe der Namen vorher angezeigt werden. Außerdem gibt es Einschübe, die mit „Veronikas Geschichte“ überschrieben sind. Der Aufbau des Romans funktioniert gut.

Der Schreibstil ist anschaulich, lebhaft und einfühlsam. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Auch ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes lässt sich der Roman dank kurzer Rückblenden gut verstehen, obgleich ich empfehlen würde, zunächst Teil 1 zu lesen.

Aufgrund des Titels und der Inhaltsangabe hatte ich erwartet, dass Anna und Antonia in diesem Band stark im Vordergrund stehen. Das ist tatsächlich aber insoweit nicht der Fall, dass auch ihre Mütter weiterhin viel Raum im Roman einnehmen. Antonia kommt dabei für meinen Geschmack ein wenig zu kurz. Alle vier Protagonistinnen sind starke Frauenfiguren mit Ecken und Kanten, die mir sympathisch waren. Die meisten Personen in der Geschichte wirken realitätsnah.

Gut gefallen hat mir, dass Roman sehr aktuelle Themen aufgreift. Damals wie heute spielen Fremdenhass, Flucht, Vertreibung und Hetze im Alltagsleben eine entscheidende Rolle. Ich fand es interessant, Parallelen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu ziehen. Gleichzeitig erfährt der Leser einiges über die Zeit der Nachkriegsjahre und ihre Nöte, wobei immer wieder die fundierte Recherche der Autorin deutlich wird. Das macht den Roman vielschichtig und lehrreich.

Auf rund 350 Seiten kommt keine Langeweile auf. Die Geschichte bleibt abwechslungsreich und unterhaltsam. Zugleich versteht es die Autorin, emotional zu berühren.

Das nostalgisch anmutende Cover schaut nicht nur hübsch aus, sondern passt auch hervorragend zur Geschichte. Der Titel orientiert sich am Vorgängerband und ist ebenfalls treffend gewählt.

Mein Fazit:
Mit „Die Zeit der Töchter“ ist Katja Maybach erneut ein Roman gelungen, der nicht nur unterhält, sondern auch bewegt und zum Nachdenken anregt. Empfehlenswert nicht nur für Leser mit einem Hang für historische Stoffe.