Rezension

Eine gar geheimnisvolle Jagd

Wilde Jagd -

Wilde Jagd
von René Freund

Bewertet mit 5 Sternen

Professor Quintus Erlach stellt sich vor, er lebt jetzt wieder in seinem ziemlich maroden Elternhaus. Frau und Tochter sind am gefühlt anderen Ende der Welt, er und Machtnix, der Mischlingshund, blicken zurück auf die letzten zwölf Tage. Es ist so einiges passiert hier in Stein am Gebirge.

Gleich mal drängt sich eine Gestalt ins Licht. Wie entrückt steht die da, auf einer Lichtung, einen Stoffhund in der Hand. Wie sich später herausstellt, ist es Evelina, die neue Pflegerin des alten Zillner.

Quintus mit Machtnix und Evelina laufen sich bald wieder über den Weg und sie erzählt ihm von Angelika, der verschwundenen Pflegerin von Herwig Zillner, der im Rollstuhl sitzt und eine Rundum-Pflege braucht. Bald taucht auch Herwigs Sohn Adrian mitsamt Frau und Kindern auf. Er ist im Immobiliensektor ziemlich erfolgreich, auch ist er an Quintus Haus interessiert und bietet ihm eine enorme Summe. Schon verlockend, dieses Angebot, denn das Dach ist undicht, die Scheune perdu – was also hält ihn noch in diesem Dorf? Es ist dann doch die Suche nach Angelika, denn Evelina lässt nicht locker.

Es sind so einige Gestalten, die nicht so recht durchschaubar sind - seien es der Polizist, der Förster oder die Fußpflegerin und noch so einige mehr. Und Evelina kommt ziemlich mystisch daher, sie redet von den Seelen der Toten und „sieht“ zwei Ermordete im Wald. Ihre hellseherischen Fähigkeiten fördern noch so einiges zutage, Quintus lässt sich auf dieses Geheimnisvolle mehr und mehr ein. Und so bilden sie bald ein Team, natürlich mit Machtnix an ihrer Seite, das auf Evelinas Visionen baut. Quintus ist eher der zwar schlaue, aber auch ein wenig naive Professor, der zudem versucht, seine privaten Probleme in den Griff zu bekommen.

Eine gar „Wilde Jagd“ der Gefühle ist nun hinter mir, ich habe den Roman sehr genossen. Schon allein Machtnix hat mich schmunzeln lassen. Wer, bitteschön, kommt auf die Idee, seinem Hund diesen doch ungewöhnlichen Namen zu geben. Auch wenn wir dieses „macht nix“ öfter ungedanks aussprechen. Und auch, wenn Evelina als gar mystische Person daherkommt, so ist sie doch von dieser Welt. Nicht nur beim Dorfleben in Stein am Gebirge hat René Freund  genau hingeschaut, der Gesellschaft den Spiegel vorgehalten - wie nebenbei, ohne anklagend zu sein. Seine Charaktere sind perfekt gezeichnet. Sie leben unter uns, diese kauzigen oder überspannten, aber auch die ganz normalen, harmlosen Typen, sie alle sind direkt aus dem Leben gegriffen.

Die „Wilde Jagd“ ist vorbei. Es war eine aufreibende Suche nach einer verschwundenen Pflegerin, eine sehr gelungene, kriminalistische Erzählung mit Witz und Charme und spannend bis zum überraschenden Ende aus der Feder von René Freund, die ich ohne Wenn und Aber wärmstens empfehlen kann.