Rezension

Eine Geschichte gegen das Vergessen- großartige Erzählung

Der Engel von Warschau -

Der Engel von Warschau
von Lea Kampe

Bewertet mit 5 Sternen

Ich mag historische Geschichten sehr und als ich dieses Hörbuch entdeckt und reingehört habe, wusste ich, dieses Buch muss auch in mein Regal.

Die Geschichte von Irena Sendler, die während des 2.Weltkriegs 2500 Menschen durch ihren mutigen Einsatz das Leben gerettet hat und unermüdlich zusammen mit anderen mutigen, tapferen Helfern, die auch geschichtlich belegt sind, ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt haben, hat mich tief berührt und unglaublich beeindruckt.

Als junge Sozialarbeiterin in Warschau versucht sie jüdischen Mitbürgern vor der Säuberungsaktion des Warschauer Ghettos zu helfen. Ob Notunterkünfte, gefälschte Papiere und Schmuggel - sie haben sich so viel einfallen lassen, nur um so gut es geht zu helfen. Während man Irenas Geschichte miterlebt, erhält man parallel Einblick in die perfiden, teuflischen Pläne des Gouverneurs von Warschau Ludwig Fischer und des Gouverneurs des Generalgouvernements Hans Frank, beides nachgewiesene Nazifunktionäre. Zu lesen, mit welcher Arroganz, mit welchem Hass und einer Unmenschlichkeit sie vorgegangen sind, hat mich echt erschüttert und mir eine Gänsehaut nach der anderen verschafft.

Es ist auch durch die geniale, gefühlvolle Wiedergabe von Verena Wolfien als Sprecherin so authentisch gewesen, als wenn man die Abläufe direkt miterlebt. Ich mag ihre Stimmer sehr gern, sie hat einen angenehmen Farbklang, der zu so einem speziellen Thema perfekt passt und die Charaktere realistisch wirken lassen hat, ebenso wie die richtige Wiedergabe von Fremdwörtern und Namen.

Einerseits ist es erlebte Geschichte, für die man sich wirklich schämt und andererseits bejubelt man jede Aktion der tapferen Helfer so sehr, lässt sich mitreißen und ist über die raffinierten Einfälle erstaunt. Man fühlt sich mit einbezogen, überlegt, wie man selbst gehandelt hätte, gerade unter Folter, um Namen und Helfer preiszugeben. Auch schlägt man den Bezug zu heute, wo kann man helfen, wie geht man mit anderen um, wie schnell wird Hass geschürt, es braucht nur kleine Funken.

Deshalb ist diese Geschichte eine Mischung aus Aufarbeitung, Wertschätzung, Entschuldigung, Mitgefühl und Warnung zugleich und so wertvoll gelesen und gehört zu werden. Man sitzt mit Tränen, weil leider auch nicht jede Aktion gut verläuft, man fühlt die Angst, den Schmerz, die Verzweiflung, die Hoffnung auf ein Wiedersehen und so manchen bitteren Abschied. Jede Empfindung, jedes Geräusch, jede Aktion ist wie ein Nervenspiel. Die Kombination zwischen einzelnen fiktiven Begebenheiten und dem Großteil historischer Ereignisse und Persönlichkeiten ist sehr überzeugend und beeindruckend. Ebenso wie das sehr persönliche und ehrliche Nachwort der Autorin.

Ich wurde komplett mitgerissen, ich war oft auch so wütend über diese makabre dunkle Geschichte Deutschlands und all die Gräueltaten. Der Einblick in diese furchtbare Ära, so schwer es auch fallen mag, ist für mich selbst ein Lehrfaktor, mit dem ich mich selbst spiegeln kann und genau deshalb würde ich auch dieses Buch jedem empfehlen, damit die Erinnerung an diese vielen ermordeten Menschen nicht in Vergessenheit gerät und die tapferen Helfer auch im Nachhinein noch gewürdigt werden.