Rezension

Eine Geschichte mit vielen Facetten - wundervoll!

Was vor dir noch keiner sah - Susanna Ernst

Was vor dir noch keiner sah
von Susanna Ernst

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Marie  wird von ihren Mitschülern gemobbt. Auch wenn ihr das zuwider ist, wehrt sie sich nicht. Es gibt schlimmeres in ihrem Leben, mit dem sie klar kommen muss. Sie zählt die noch verbleibende Schulzeit und hofft, dass es schnell vergeht. Das ändert sich, als der "Neue" in ihre Klasse kommt. Gegen ihren Willen fühlt sie sich zu ihm hingezogen, doch natürlich gehört der gutaussehende Junge bald schon ausgerechnet zu der Clicque, die gegen sie ist und Marie zieht sich zurück. Doch sie hat die Rechnung ohne Leo gemacht, der sich auch zu Marie hingezogen fühlt. Jedoch weiß er nicht, wie er ihr näher kommen soll, ohne seine neuen Freunde zu vergraulen. Denn Anerkennung ist ihm das wichtigste. Durch einen nicht geplanten Zufall begegnen sich die Leo und Marie dann jedoch außerhalb der Schule und kommen sich näher, als beide wollten. Denn zu groß sind ihre Geheimnisse ihres bisherigen Lebens, die sie auf keinen Fall preis geben wollen.

Meine Meinung:
Was eine wunderschöne, zarte Liebesgeschichte. Die dennoch so viel Leid und Schmerz in sich hat, dass man das Buch eigentlich nicht als wunderschön bezeichnen könnte. Es passt vielmehr wieder sehr gut zur Autorin, die es wie immer schafft, harte Vergangenheiten mit dem wundervollen Zuber der Gegenwart zu vereinen und etwas Gutes auch aus schlechtem entstehen zu lassen.

Sowohl Maries als auch Leos Geschichte sind schwierig. Sie lassen verstehen, warum sie sich so verhalten, wie sie es tun. Doch das Buch zeigt auch wieder einmal sehr schön, dass nicht immer alles endgültig sein muss. Dass die Zeit Wunden sicherlich nicht heilt, sie aber erträglicher machen kann, wenn man den Mut hat, das zuzulassen.

Ich fand es sehr gut, dass das Thema Mobbing hier wieder einmal aufgegriffen wurde, ohne dass zuviel Aufmerksamkeit darauf gelenkt wurde. Zwar spielt es eine große Rolle, aber keine ausschließliche. Dennoch kann man auf das Thema einfach nicht oft genug hinweisen, allein, um vielleicht hier und da etwas daran zu ändern. Und wenn es nur ein Umdenken in den Köpfen mancher stiller Beobachter ist, die sich dann den Mut nehmen und etwas zu verändern.

Das Buch wird immer wieder aus den wechselnden Perspektiven von Leo und Marie geschrieben, was es mit sich brachte, dass man sich sowohl in Leo als auch in Marie hinein versetzen konnte. Und so leidet und freut man sich nicht nur mit einer, sondern direkt mit zwei Personen. Eine sehr schöne andere Art der Erzählung. Manchmal bzw. oft überschneiden sich sogar die Geschehnisse, das bleibt nicht aus. Trotzdem hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, etwas unnötig doppeltes zu lesen. Und das finde ich schon eine Leistung, eine Geschichte so zu erzählen.

Fazit:
Eine Geschichte mit vielen Facetten. Verlust, Ängste aber auch Herzklopfen und Vertrauen zeigen uns hier, wie wenig es manchmal braucht, eine Richtung zu ändern und wie schwer es doch gleichzeitig sein kann. Es zeigt, wie sich Menschen verändern, wie sie wachsen und zögerliche Schritte in eine unbekannte Zukunft wagen, die gerade noch nicht zu sehen war. Und sie zeigen, dass Liebe scheinbar das einzige ist, was alle Grenzen überwinden kann.