Rezension

Eine Reise zu sich selbst

Meerblick statt Frühschicht - Carina Herrmann

Meerblick statt Frühschicht
von Carina Herrmann

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Aufruf, seinem Herzen zu folgen. Ein guter Rat, öfters auch sein Bauchgefühl zu hören. Und die Geschichte einer Frau, die trotz grossem Respekt vor dem eigenen Projekt, den Schritt gewagt hat und grossartig belohnt wurde: Mit Abenteuern, Erinnerungen, vielen neuen Freunden und einer neuen Zukunft. Oder zumindest einer anderen Zukunft als die, wenn sie in Deutschland Krankenschwester geblieben wäre.

 

Schon länger folge ich Carina Herrmann auf ihren beiden Blogseiten Pink Compass und um 180 Grad, wo sie über ihre Erlebnisse berichtet, Tipps verteilt und Frauen aufmuntert, ebenfalls den Mut zusammenzukratzen und sich endlich zu getrauen, den eigenen Traum in die Realität umzusetzen. Das bedeutet nicht in jedem Falle, dass nun jede junge Frau eine Weltreise startet soll, noch dazu allein. Es heisst auch nicht, dass nun all die femininen Rucksacktouristinnen mit einem Reiseblog ihr zukünftiges Brot verdienen sollen. Und es ist auch nicht gesagt, dass die Reisetipps ausschliesslich für Frauen sind, auch wenn wir weiblichen Reiselustigen im Fokus stehen und die Zielleserschaft sind, so finden sicherlich auch Männer Gefallen an Carinas Geschichten, profitieren von ihren Tipps zu bereisten Ländern und können sich in ihrem Schreibstil verlieren.

Carina schreibt von Du zu Du ganz flott daher, wodurch schnell der Eindruck entsteht, man sitzt mit ihr gemütlich in einem Café, nippt am Cappuccino und hört ihren lebhaften Erzählungen zu. Teilweise fühlt es sich sogar noch intimer an, als hätte man ihr Tagebuch gefunden und stöbert nun klammheimlich ein wenig darin. Ehrlich und offen, witzig und frisch weiss Carina von ihrem grossen Sprung ins Abenteuerland zu berichten, sodass man sofort Lust hat, selbst die Koffer zu packen. Was ich allerdings besonders mochte, waren die ehrliche Worte über ihre Gefühlswelt. In diesem Roman hat Carina nicht einfach ihre Reiseroute festgehalten, sondern vor allem auch ihre emotionale Reise. Wie sie sich dabei fühlte, so weit weg von zu Hause in einem neuen Alltag mit neuen Gesichtern, neuen Aufgaben und täglich neuen Eindrücken. Wie sie das alles verarbeitete, was sie an schlechteren Tagen runterzog und was sie wieder aufheiterte. Oft dachte ich, dass sie mir direkt von der Seele schrieb, denn ich konnte so viele ihrer Gefühle in diversen Situationen nachfühlen. Das alles macht sie mir nur noch sympathischer als sie sowieso schon ist auf ihren beiden Blogs. 
Ausserdem finden sich in der Mitte des Buches eine Reihe Fotos: Wundervolle Landschaftsbilder, ein wilder Koala und Carina mit einem Grinsen über beide Ohren. Einblicke ins persönliche Ferienalbum, die sie uns gewährt, was vielleicht nicht jeder tun würde. Anfangs des Buches befindet sich zudem eine Weltkarte, um ihre Route zu verfolgen. Diese Karte ist wohl mittlerweile um eine Routen reicher. 
Wenn ich den Roman zusammenfassen müsste, würde ich das wohl mit dem Untertitel, der sich auf dem Buchcover am unteren Rand versteckt, und mit ihren letzten Worten auf der letzten Seite. Denn diese wenigen Sätze könnten den Inhalt nicht besser widerspiegeln:

Warum ich losreisen musste, um bei mir selbst anzukommen.

Wenn ich nur eines aus den letzten Jahren gelernt habe, dann, dass es mehr Möglichkeiten, Chancen und Wege gibt, als wir uns vorstellen können. Man muss lediglich den Mut haben, sie zu ergreifen. 

5 / 5 Sterne