Rezension

Eine Schlacht um Kreuz oder Koran – verloren in der Zeit!

Schwert der Hoffnung - Tanja Riegel

Schwert der Hoffnung
von Tanja Riegel

Eine Schlacht um Kreuz oder Koran – verloren in der Zeit!

Edward Crowe ist Anführer einer kriminellen Jugendbande in London und soll auf dem Anwesen seines Großvaters in Frankreich ein wenig arbeiten und wieder auf die richtige Bahn gelenkt werden. Edward versteht es meisterhaft, seine Gefühle zu verbergen – er verkörpert einen verwegenen und gutaussehenden Draufgänger und legt zudem ein überhebliches Macho-Gehabe an den Tag.

Anna Ravin verbrachte als Tochter des Gärtners ihr gesamtes Leben auf dem Landgut der Martinières. Die ruhige und friedfertige Französin mit dem dunklen Haar und den großen braunen Augen möchte Medizin studieren. Anna wird von ihrer Familie über alles geliebt, hält sich selbst jedoch für gewöhnlich und langweilig.

Als diese beiden konträren jungen Menschen zu einer gemeinsamen Entrümpelungsaktion im Schuppen von Grandpère verdonnert werden, entdecken sie in einer unterirdischen Höhle eine Truhe mit einem mit Edelsteinen besetzten Dolch, ein verrostetes Schwert sowie ein Tagebuch, das vor über 450 Jahren geschrieben wurde. Die Initialen „Jean P.V.“ auf dem Schwert deuten darauf hin, dass es einmal einem der Vorfahren der Martinières gehörte. Als die beiden jedoch das geheimnisvolle Schwert berühren, werden sie an einen anderen Ort und in eine andere Zeit katapultiert: sie finden sich im Malta des Jahres 1563 wieder. Anna und Edward müssen sich dieser völlig fremden Umgebung anpassen, sich unter den Rittern des Johanniterordens, den Schwertkämpfern und der drohenden Gewalt der Osmanen zurechtfinden und darüber hinaus nach einer Möglichkeit suchen, in ihr Leben und in ihre Zeit zurückzukehren. Dass Edward Anna als lästiges, langweiliges Mädchen und graue Maus, sich selbst auch noch als Versager betrachtet, trägt nicht gerade dazu bei, ihr Unternehmen zum Erfolg zu führen. Sie werden in aufregende, turbulente und zum Teil sehr gefährliche Abenteuer involviert und die Hoffnung auf eine Rückkehr scheint in unerreichbare Ferne zu rücken.

Mit der vorliegenden Neuerscheinung von Tanja Riegel beschäftigte ich mich nach sehr langer Zeit wieder mit dem Thema „Zeitreise“. Die Autorin siedelte ihren Roman im sechzehnten Jahrhundert an und thematisiert abgesehen von dem kurzen Einstieg sowie der allerletzten Buchseite ausschließlich Ereignisse im Malta des Jahres 1563 bis 1564. Zwei junge Menschen mit völlig unterschiedlichem Hintergrund und ziemlich konträrem Lebensplan sind durch einen Sprung durch die Zeit plötzlich aufeinander angewiesen. Während Anna ihr behütetes und geordnetes Leben im Schoß ihrer liebevollen Familie schmerzlich vermisst, gibt es in Edwards Leben niemanden, der ihm wirklich nahe ist. Im Verlauf der Handlung reflektiert er sein Leben, gewinnt tiefe Erkenntnisse und lässt nach und nach zu, dass Annas unerschütterlicher Glaube an Gott auch ihn immer mehr berührt. Edward und Anna finden in den ehrenvollen Rittern der Johanniter und deren Umfeld treue Freunde, die ihr Leben dem Kampf für den Glauben verschrieben haben. Die Autorin versteht es, historische Ereignisse auf wunderschöne Art und Weise mit einer Liebesgeschichte und der Geschichte von Kameradschaft und Freundschaft zu verweben. Die Ereignisse sowie das Leben im Malta im sechzehnten Jahrhundert wurden überzeugend dargebracht und Tanja Riegels einnehmender Schreibstil und die bildhaften Beschreibungen vermochten es, mich tief in die Handlung einzubeziehen.

Durch die drohende Gefahr eines kurz bevorstehenden Angriffs der Osmanen und der Entschlossenheit der Ritter des Johanniterordens, ihre Insel und ihren Glauben bis zu ihrem letzten Atemzug zu verteidigen, wurde ein hoher Spannungsbogen aufgebaut, der in einem Großangriff auf St. Elmo seinen Höhepunkt fand. Man bangt als Leser zudem mit den beiden sympathischen Protagonisten angesichts ihrer verzweifelten Versuche, eine Möglichkeit zur Rückkehr ins Jahr 2017 zu finden.

Die Autorin beschränkt sich neben ihren beiden Protagonisten Anna Ravin und Edward Crowe alias Edward de la Martignière auf eine überschaubare Anzahl von Nebenfiguren, widmet sich dieser jedoch ausführlich und detailgetreu. Die authentische Darstellung der handelnden Figuren und besonders die charakterliche und geistliche Entwicklung des männlichen Protagonisten Edward im Verlauf dieses Buches empfand ich als sehr überzeugend. Durch die Wiedergabe historischer Begebenheiten während der großen Invasion der Osmanen sowie die Einbindung historisch belegter Persönlichkeiten wie beispielsweise den Großmeister des Malteserordens, Jean Parisot de la Valette, konnte ich für meine Person zudem auch Neues und Wissenswertes erfahren.

FAZIT: „Schwert der Hoffnung“ war ein sehr interessantes, unterhaltsames und überraschend tiefgründiges Buch, das mir ausgezeichnet gefallen hat. Die historischen Fakten um die Ritter der Johanniter sowie die große Invasion der Osmanen mit der Belagerung Maltas boten einen höchst interessanten und geschichtsträchtigen Hintergrund, der diese Lektüre zusammen mit dem hohen Stellenwert des christlichen Glaubens diese Lektüre zu einem intensiven und spannenden Abenteuer machte.