Rezension

Eine schmerzhafte Familiengeschichte

The Whale Rider - Witi Ihimaera

The Whale Rider
von Witi Ihimaera

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist die Geschichte von Kahu und von ihrem Urgroßvater, den sie liebevoll Paka (=Narr, Idiot) nennt, weil seine Frau ihn ständig so nennt. Paka hat siene Urenkelin schon bei der Geburt abgelehnt, weil das erstgeborene Kind ein Junge hätte sein sollen, der die Tradition hätte weiter führen sollen. Es gibt noch zwei Hauptfiguren: Nani Flowers, eine sehr sympathische, warmherzige und intelligente Frau, die ihre Liebe durch Meckereien und Schläge beweist, und Rawiri, Kahus Onkel, den Ich-Erzähler, der den Leser in eine Maori-Gemeinde mitnimmt und ihm ein Tauchen in diese Kultur ermöglicht.

Kahu lechzt ihr ganzes Leben lang nach der Liebe und der Anerkennung ihres Urgroßvaters, der so geblendet ist von der Tradition, dass er sie immer wieder wegstößt. Es ist ein trauriges und schmerzvolles Hin-und-Her, bei dem Kahu ihre Stärke und ihre Größe zeigt - und Paka, dass er seinen Spitznamen ganz stark verdient! Vor allem die Szene in der Schule hat mich zu Tränen gerührt (ich habe gerade den Trailer vom Film geschaut, auch da ist die Szene heftig!) Kahu versucht immer wieder, Pakas Forderungen gerecht zu werden, und begibt sich damit sogar in Gefahr.

Die Erzählung wird immer wieder von einer Art Legende unterbrochen - kursiv geschrieben, damit der Leser versteht, dass es nicht direkt mit der Geschichte zu tun hat. Diese Legende hat mit Walen zu tun und diese zwei Erzählstränge verbinden sich am Ende. Walen und Menschen gehören zusammen und der Leser kann schon viele Parallele zwischen beiden Völkern ziehen: der Mann / der Bulle, der besser weiß, und die Frau, die beobachtet, überlegt und den Mann zur Vernunft bringt.

Mein Faszit: Ein sehr schönes emotionales Buch, ein Eintauchen in eine mir total unbekannte Kultur und ihren Kampf zwischen Tradition und Modernität, zwischen Bleiben und Weggehen, eine Mythologie, in der Menschen und Tiere zusammen gehören. In einem Wort empfehlenswert!

Ich frage mich bloß, ob ich es wage, den gekrönten Film zu sehen, oder ob ich lieber mit den Bildern in meinem Kopf bleiben sollte.