Rezension

eine schräge Familie

Was nicht vergessen wurde. Ihr Geheimnis kann nicht für immer begraben bleiben -

Was nicht vergessen wurde. Ihr Geheimnis kann nicht für immer begraben bleiben
von Lisa Jewell

Bewertet mit 4 Sternen

Bei diesem Buch hat mich das Cover und die Inhaltsangabe angesprochen und erst dann habe ich gemerkt, dass es sich um eine Fortsetzung handelt. Der Einstieg in das Buch war etwas schwierig, da ich keine Vorkenntnisse hatte, aber das hat sich schnell gelegt, da die Autorin es gut versteht, die Zusammenhänge, die man wissen muss, in die Geschichte einzubauen. Vielleicht war es ein Vorteil, den ersten Band nicht zu kennen. Für mich war hier alles neu und dementsprechend spannend.
Die früheren Verhältnisse der Familie werden nur kurz angerissen, lassen aber keinen Zweifel daran, dass es kein schönes Leben war. Es tummeln sich sehr viele Personen in diesem Buch und da viele auch verschiedene Namen benutzen, war es sehr oft schwierig, der Handlung zu folgen. Dennoch ist das Hörbuch wunderbar gelesen, Stimme und Betonung passen perfekt und ich finde die Umsetzung rundum gelungen.

Auch die verschiedenen Erzählperspektiven tragen zur Spannung bei, jede Hauptperson hat etwas bis sehr viel zu verbergen. Eine weitere Perspektive ist die des Detectives, der versucht den Mord aufzuklären und somit etwas Außenperspektive in das Buch bringt. Von dieser Perspektive hätte ich mir etwas mehr gewünscht, um die Zusammenhänge etwas spannender und aus der Außenperspektive zu erfahren. Alle anderen Charaktere sind sehr gut aufeinander abgestimmt und handeln zwar pathlogisch, aber dennoch irgendwie nachvollziehbar.
Der rote Faden war für mich vor allem die Suche nach Finn, die sich durch die ganze Geschichte zieht und die Hauptfigur Henry ins rechte Licht rückt. Hier bleibt mir nur zu sagen, dass eine solche Ansammlung von psychopathisch veranlagten Charakteren schon ziemlich heftig ist. Ich konnte mich zu keinem Zeitpunkt mit einem von ihnen anfreunden. Und leider hatte ich das Gefühl, dass durch die Fülle der Figuren die Charakterisierung immer etwas unvollständig blieb. Das mag aber auch daran liegen, dass ich den ersten Teil nicht kenne.
Das Ende ließ mich ratlos zurück. Ja, es wird alles aufgeklärt, aber nicht zur Zufriedenheit meines Gerechtigkeit suchenden Leserherzens. Das fand ich schon erschreckend. Und ein bisschen schade für die Krimihandlung.
Das Buch zeigt auf perfide Art und Weise, was man mit Verdrängung alles erreichen kann, wie weit sie gehen kann, wie lebensverändernd manche Entscheidungen sein können und wie verworren und krank manche Familienkonstellationen sein können.

Fazit: Gut zu lesen, ohne den ersten Teil zu kennen, aber mir waren es zu viele Personen und Zusammenhänge, und auch wenn sich am Ende alles zusammenfügt, hätte man Rachels Teil vielleicht etwas kürzer halten können.
Vier ziemlich psychotische Sterne für ein etwas anderes Buch.