Rezension

Eine starke Frau mit Schwächen

Lady Churchill -

Lady Churchill
von Marie Benedict

Bewertet mit 3 Sternen

In letzter Zeit ist mir Churchill in verschiedenen Filmen und Serien begegnet. Deshalb war ich sehr neugierig auf das Buch. Churchills Ehefrau wird oft als starke Frau, die großen Einfluss auf ihren Mann, auch auf politischer Ebene hatte, geschildert.

Der Roman beginnt kurz vor ihrem ersten Kennenlernen und ist in der Ich-Form aus der Sicht von Clementine Churchill erzählt. Die Geschichte ist zeitlich linear, aber es gibt immer wieder Rückblicke. Den Beginn empfand ich sehr unterhaltsam. Auch der unkonventionelle Churchill wird gut beschrieben. Mir fiel es aber schwer eine Verbindung mit Clementine aufzubauen. Vielleicht lag es daran, dass sie scheinbar selbst nicht wusste, was sie will. Sie wirkte auf mich in den ersten 2/3 des Buches sehr orientierungslos. Ich fand wenig von der emanzipierten, selbstbewussten Frau, wie sie noch auf dem Cover beschrieben wurde. Sie war unglücklich, wenn Churchill ihre Meinung wissen wollte und sie zusammen mit an seinen Reden schrieben, denn es war viel Arbeit. Aber anderseits, wenn er sie nicht fragte und einband, war sie enttäuscht und auch wieder unglücklich. Oft wirkte sie eher wie seine Mutter als wie seine Frau.

Mir wurde auch im gesamten Roman nicht klar, was war ihr Anteil an Churchills Aufstieg und Politik war. Es gab wenig, bis keine Beschreibungen wie ihre Zusammenarbeit aussah, immer nur die Aussage von Clementine, dass sie unentbehrlich war und ihr Mann ohne sie zu kaum ein politisches Leben fähig wäre. Mir fehlte da einfach der nähere Blick. Im letzten Drittel des Romans wurde es besser, was sicher daran lag, dass Clementine sich nun emanzipierte und sich eigene Aufgaben suchte. Sie blieb weiterhin im Schatten ihres Mannes, aber in ihrer Arbeit war sie angesehen und bekam endlich auch Anerkennung.

Für mich ist Clementine immer noch eine spannende und ungewöhnliche Frau ihrer Zeit. Aber der Roman hat sie mir noch nicht näherbringen können. Ich weiß zwar, dass sie als Mutter versagt hat (ihre eigenen ehrlichen Worte) und das sie eine sozial sehr engagierte Frau war, aber wie es zwischen ihr und ihrem Mann lief, blieb mir verschlossen. Es wurden immer wieder wichtige politische Stationen angesprochen, aber es fehlten die Zusammenhänge. Vielleicht will der Roman zu viel, einerseits ist es ein Porträt einer ungewöhnlichen Frau, anderseits möchte es auch die wichtigen politischen Stationen Churchills aufzeigen, so auch wichtige Punkte im 2. Weltkrieg. Dadurch kann vieles nur kurz angesprochen werden.

Das Thema des Buches ist sehr interessant, aber insgesamt hat mich das Buch emotional nicht angesprochen und besonders im Mittelteil gab es einige Längen.