Rezension

Eine tragische Biografie

Dienstags bei Morrie - Mitch Albom

Dienstags bei Morrie
von Mitch Albom

Bewertet mit 4 Sternen

Bei der Rezension zu "Dienstags bei Morrie" tue ich mich etwas schwer. Schließlich stellt sich wieder einmal die Frage, wie sich eine reale Geschichte bewerten lässt. Dennoch versuche ich auf die Begegnung zwischen Mitch und seinem an ALS erkrankten Professor Morrie Schwartz einzugehen.

"Dienstags bei Morrie" ist eine Geschichte, die aus zwei Handlungssträngen gesponnen wird. Zum einen begegnet der Leser, dem Ich-Erzähler Mitch in der Gegenwart. Mitch berichtet darüber, wie sich sein Leben nach dem College Abschluss verändert und wie er wieder Kontakt zu seinem alten Professor Morrie bekommen hat. Ihre regelmäßigen Treffen am Dienstag werden zu einer Art Tradition. Beide beginnen mit einer letzten "Lehrveranstaltung". Und zwar geht es diesmal um das Leben.

In dem zweiten Handlungsstrang gibt Mitch Morries Biografie wieder. Er erzählt was den Professor zu dem gemacht hat, der er eben ist. Neben den philosophischen Themen, die in der Gegenwart bearbeitet werden, gibt es hier Raum, den Professor besser kennenzulernen. Gerade dieser Strang bot einen guten Kontrast zu den philosophischen Diskussionen.

Inhaltlich habe ich mich aber auch etwas schwer getan. Zum einen war die Geschichte leicht zu lesen, jedoch konnte ich mit den Gesprächen zwischen Mitch und Morrie nur bedingt etwas anfangen. Natürlich war mir die tiefgründige Bedeutung der Geschichte bewusst, doch sie hat mich nicht an allen Stellen erreicht. Manchmal rollte ich auch etwas mit den Augen wenn Morrie bei einem Thema zu sehr ausholte. Da hatte ich eher das Gefühl, dass es in eine belehrende Richtung ging, was aber auch an meinem Alter liegen kann.

Der Name Felix von Manteuffel begegnete mir erstmals beim Recherchieren für meine Harry Potter Rezensionen. Als Rufus Beck Fan, dachte ich mir, dass ich mir die Neuauflagen der Potter-Bücher ganz bestimmt nicht anhören würde, egal wer sie neu auflas. Daher war ich sehr neugierig und erfreut den Sprecher in einem anderen Zusammenhang hören zu können.

Manteuffel passt perfekt zu der Geschichte. Er hat es geschafft, dass ich mir die Kulissen von "Dienstags bei Morrie" bildhaft vorstellen konnte. Zudem hat er beide Charaktere gut und schlicht gelesen, ohne dabei von der Handlung abzulenken.

Der Schreibstil von "Dienstags bei Morrie" hat es mir leicht gemacht mich in die Geschichte einzufinden. Neben den Dialogen, die um Nachdenken anregten, hatte Albom auch eine wunderbar bildhafte Sprache, die hier und da sehr gut zum Einsatz kam.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir "Dienstags bei Morrie" zwar gut gefallen hat, ich die Geschichte aber gefühlt zur falschen Zeit gehört habe. Einerseits wurde Morries Charakter wunderbar beschrieben und für den Leser glaubhaft dargestellt. Andererseits wurde es mir an machen Stellen auch zu belehrend, weswegen die Spannung für mich hier etwas verloren ging. Wer allerdings wissen möchte, wie man mit einer unheilbaren Krankheit wie ALS lebt und es trotzdem schafft Momente genießen zu können, sollte sich "Dienstags bei Morrie" unbedingt genauer anschauen.