Rezension

Eine tragische Geschichte

Das Schweigen der Klippen -

Das Schweigen der Klippen
von Ellis Corbet

Bewertet mit 5 Sternen

Odile, eine 90-jährige demente Bewohnerin des Seniorenheimes auf der Insel Guernsey, wird tot am Fuße der Klippen gefunden. Inspektorin Langlois und ihr Team stehen vor einem Rätsel. Erst sah alles nach einem Unfall aus, doch die äußeren Umstände sprechen dagegen. Odile wird in einem leichten Sommerkleid gefunden und keiner kann sich erklären, wie sie von den Klippen fallen konnte.  Die Befragungen im Seniorenheim haben erst einmal nichts ergeben, außer dass das Odile wohl in der Vergangenheit mit einem deutschen Soldaten liiert war und deshalb angefeindet wurde. Doch konnte das ein Mordmotiv sein? Aber auch die weiteren Befragungen im Umfeld der Toten ergaben erst einmal nichts Greifbares. Kates Freund Nicolas, der wegen Kate zurück nach Guernsey kam, hat vielleicht einen Anhaltspunkt in der Hand, der in seinem neuen Umfeld sich herauskristallisiert. Und es ist anfangs ein Strohhalm, der sich zum Ende hin als Lösungsansatz entwickelt.

„Das Schweigen der Klippen“ von Ellis Corbet erscheint erst einmal als ein schönes Buch über die Insel Guernsey, mit einem Schönheitsfleck. Der Tod von Odile passt auf den ersten Blick überhaupt nicht in diese idyllische Landschaft. Diese wird auch schon sehr schön auf dem Cover abgebildet. Das Ganze lädt ein zum Urlaub machen, aber doch nicht zu polizeilichen Ermittlungen. Genauso erscheint mir auch die Situation, die sich für die sympathische Ermittlerin Kate Langlois darstellt. Sie findet kein Ende des Fadens, an dem sie anfassen kann. Alles sieht nach Unfall aus und das macht es für das Team noch schwerer. Es wird gut dargestellt, dass die Diskussion Unfall oder Mord immer wieder in den Vordergrund rückt. Sehr intensiv beschreibt die Autorin die Situation im Seniorenheim und langsam, aber sicher macht sich das Bild bei den Ermittlern breit, dass es tief in der Vergangenheit von Odile Gründe für ihren Tod gibt. Dieses wird sehr gut durch die immer wieder eingeschobenen Rückblicke in die Vergangenheit unterstützt. Sympathisch wird Kate auch durch die Darstellung ihrer Emotionen gegenüber Nicolas, ihrem Freund, der jetzt erst wieder auf die Insel zurückgekehrt ist. In dem Erzählstrang um Nicolas wird ebenfalls die Situation von Außenseitern aufs Korn genommen. Dieses ist vergleichbar mit der Situation von Odile in ihrer Jugend. Das ist auch ein Thema, das diesen Roman sehr aktuell erscheinen lässt. Ebenso natürlich die Situation in Seniorenheimen und das Generationenthema, das immer wieder einfließt. In dieses Geflecht sind die beiden Morde sehr geschickt eingebaut und der Erzählstil von Ellis Corbet sorgt dafür, dass auch die Spannung nicht zu kurz kommt und sehr schön bis zum Ende entwickelt wird.

Ich mag Krimis wie diesen, in denen die regionalen Besonderheiten und die Spannung sehr gut gemischt werden und der Leser immer wieder in die Szene mit einbezogen wird, um mitzuermitteln oder um sich auf jeden Fall Gedanken zu den angesprochenen Themen zu machen.