Rezension

Eine verwirrende, strorylose Parallelgeschichte zur Chronik

Die Chronik der Unsterblichen. Blutnacht - Wolfgang Hohlbein

Die Chronik der Unsterblichen. Blutnacht
von Wolfgang Hohlbein

Bewertet mit 3 Sternen

Blutnacht ist im Prinzip ein für sich stehender Roman – der Roman zur Rockoper. Demnach ist dieses Buch keine Fortsetzung oder andersartig gearteter Teil der Chronik der Unsterblichen. Mit diesem Wissen bin ich an das Buch heran gegangen und habe mich auch sehr darauf gefreut es zu lesen, versprach es mir doch unabhängige Lektüre über Andrej und Abu Dun und damit vielleicht wieder ein kleines Bisschen frischen Wind in der Chronik.
Doch was es dann zu lesen gab, war keineswegs leichte Unterhaltung. Mit dem Wissen der gesamten Chronik-Reihe ist dieses Buch einfach nur sehr verwirrend. Es tauchen viele verschiedene bekannte Charaktere auf wie z.B. Meruhe, die charakterlich plötzlich ein ganz anderer Mensch ist und damit nicht mehr zu vergleichen mit der Meruhe, die man bereits kennt. Mit einigen anderen Charakteren wird ebenso verfahren, doch da diese bereits tot sind, macht es die Geschichte noch verwirrender. Aufgrund dieses Wissens kann man Blutnacht nicht einmal als ein separates Buch zur Chronik verstehen, sondern eines das parallel dazu existiert mit einer parallelen Handlung und parallelen Charakteren. Doch selbst als ich mich dann auch darauf eingelassen habe, musste ich feststellen, das mir ein entscheidender Punkt fehlte: die Story. Worum zum Henker geht es eigentlich in diesem Buch?! Andrej wird verletzt (zu diesem Punkt gleich noch ein Wort) und nimmt gezwungener Maßen ein Mittel um nicht zu sterben, dieses versetzt ihn zu verschiedenen Punkten in der Vergangenheit. Die göttlichen Charaktere dieses Buches sind auch dort, doch mit dem Wissen des aktuellen Tages. So springt die Handlung mal hier hin mal dahin – immer zu Schauplätzen der „echten“ Chronikbände, doch deren Handlung ist immer irgendwie anders als im Original, also auch „parallel“. Dann passiert dort etwas und er springt weiter mit dem Ziel sich selbst und eine gewisse andere Person zu retten. Das wirkt wie ein Konglomerat aus verschiedenen Highlights der Bücher, die zusammen für mich jedoch nicht wirkten.
Man kann und muss dem Buch jedoch zu Gute halten, dass es sich leicht und flüssig lesen lässt und es im Grunde auch Spaß gemacht hat, zu den Schauplätzen zu reisen und diese alternative Handlung mit der originalen zu vergleichen. Dennoch bleibt viel Verwirrung zurück. Das führt mich zu einem Punkt, den ich nicht nachvollziehen kann: Als Buch wirkt diese Geschichte noch halbwegs, doch wie diese auf einer Bühne als Rockoper aufgeführt funktionieren soll, ist mir schleierhaft. Wie kann das Publikum eine solche sprunghafte Story und so viele Charaktere verstehen und noch schlimmer, wie kann man so etwas in Szene setzen? Mich würde die Umsetzung wirklich interessieren, da es mir sehr schwer vorkommt, doch nur leider ist die Bühne zu weit entfernt.
Ein weiterer Kritikpunkt ist der, der mir auch schon bei den anderen Bücher zu den Ohren heraus kam, sich jedoch zum Glück in Der Machdi besserte: Andrej wird relativ früh verletzt und ist die ganze Zeit angeschlagen. Zwar wird dies hier nicht endetail ausgeführt wie in den Chronikbüchern, doch diese Schwäche hängt wie ein Damokles-Schwert über ihm. Dennoch ist er noch halbwegs erfolgreich beim Kämpfen. Wie soll ich mir denn die Bühnenaufführung dazu vorstellen, läuft der Hauptdarsteller auch die ganze Zeit angeschlagen über die Bühne? Wer will denn so jemanden sehen?

Fazit: Das Buch ist absolut undurchsichtig. Eine Story ist nicht vorhanden. Die Handlung hüpft zu bekannten Schauplätzen, ohne denen im Original ähnlich zu sein. Die Figuren sind ebenfalls die gleichen mit anderem Charakter. Dies ist für Kenner der Chronik verwirrend. Doch für Nicht-Kenner dürfte das Buch noch verwirrender sein. Wieso hat das Team Hohlbein/Winkler für die Rockoper nicht eine hübsch gradlinige, actionreiche Story geschrieben, die nur in einer Vergangenheit spielt, so etwas stelle ich mir wesentlich spannender – und verständlicher – vor. In der Schule würde darunter stehen: „Thema verfehlt.“ Dennoch interessant, leicht und flüssig zu lesen.