Rezension

eine WG zum Verlieben

Für immer und noch ein bisschen länger -

Für immer und noch ein bisschen länger
von Barbara Leciejewski

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch fühlt sich an wie nach Hause kommen, wie ein Mutmacher und eine liebevolle Umarmung, wenn man das Gefühl hat sich selbst verloren zu haben.

Erneut ist es der Autorin mit so viel Sanftheit, Wärme und Gefühl gelungen ein Buch zu schreiben, zu einer Zeit, in der nicht nur die ganze Welt aufgewühlt wurde, sondern auch die liebenswerten WG-Bewohner in der Zumpestraße.

Die Geschichte startet zunächst recht traurig, doch nach und nach erhält man Einblicke in Annas Leben, sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart und man wird man immer mehr in das WG-Leben einbezogen. Es fühlte sich vom ersten Augenblick an, als wenn man selbst dort einzieht. So lernt man die warmherzige, gesangstüchtige Gunilla Wohlgemuth und ihren Sohn Michel kennen, der schon in seiner Kindheit autistische Züge aufwies und diese immer mal wieder hervorbrechen, aber dahinter verbirgt sich so ein besonderer Charakter. Ebenfalls von der Partie ist der briefeschreibende Kochkünstler und Blogger Kurt (auch KG genannt), die stille, durchgehend häkelnde Rose, der blinde Nachbar Anders und sein dreibeiniger Hund Franky.

Ihre Geschichten verbinden sich zu einer großartigen Gesamtgeschichte und wahrscheinlich jeder Leser wird später den Wunsch haben, in dieser WG leben zu wollen.
Dazu hat auch Ulrike Kapfer beigetragen, die jedem einzelnen Charakter so viel Leben eingehaucht hat, sie so lebendig gezaubert hat, dass sofort Bilder und Momente im Kopf entstehen und man auch diese Geschichte nicht vergessen wird.
Interessant ist die Einbindung mit dem Covid-19 Virus und die Auswirkungen auch auf jeden Einzelnen der WG.

Annas Person war zunächst schwierig, es brauchte eine Zeit, ihre Reaktionen zu verstehen. Sie lebt in ihrem Schmerz, führt täglich in Gedanken Gespräche mit ihrem verstorbenen Verlobten, irgendwie immer auf der Suche nach Bestätigung und um Selbstsicherheit zu gewinnen. Ihre langsam, aber stetige Entwicklung, ihre Empathie den anderen gegenüber, ihre Balkongespräche mit dem humorvollen und aufmerksamen Nachbarn Anders und der Annäherung an ihren Vater haben mich wirklich begeistert, wodurch es leichter fiel, mit ihr warm zu werden und Verständnis zu haben.

Wirklich alle haben mein Herz im Sturm erobert, in mir Gefühle geweckt, die man gar nicht ganz beschreiben kann. Man möchte sie alle knuddeln und ihnen versichern, dass sie so toll und großartig sind, einfach so wie sie sind.

Es gibt so unglaublich viele Überraschungen, Geheimnisse werden aufgedeckt, die einen teils zu Tränen rühren oder überrumpeln, und alle zusammen tragen zu einer Geschichte bei, die mitten ins Herz trifft. Und eins habe ich auch gelernt: Mit einem Gläschen Prosecco fühlt sich vieles gar nicht mehr so schlimm an.

„Mal wandert man durch ein dunkles Tal und dann wieder steht man auf dem höchsten Gipfel, schaut auf die Welt herab und sieht, wie schön sie ist.“ (Buchzitat)