Rezension

Eine wundervolle Geschichte

Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens - Sarah Moore Fitzgerald

Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens
von Sarah Moore Fitzgerald

Bewertet mit 5 Sternen

Für meine liebe Oma. Ich vermisse dich jeden Tag ein bisschen mehr…

Es gibt Menschen, die besondere Talente besitzen, von denen man meint, sie seien völlig simpel und bescheiden. Doch bewirken diese eher unbeachteten Talente Großes. Wie die Gabe meiner Oma. Sie konnte die köstlichsten Kuchen backen, die es bei keinem Konditor zu kaufen gab. Das Besondere waren aber nicht nur diese wohlschmeckenden Kuchen, sondern vielmehr das, was diese Kuchen bei denen, die sie verzehrt haben, bewirkt haben. Schon als Kind war ich der festen Überzeugung, dass meine Oma die Kuchen verzaubert, denn immer wenn meine Familie sich zum Sonntagskaffee bei ihr traf, und der erste Bissen der wundervollen Backwerke verspeist war, wurden alle ganz selig und in jedem unserer Gesichter erschien ein sorgenfreies Lächeln. Oma muss, wenn keiner hinsah, eine geheime Zutat beigemischt haben. Eine Zutat - oder ihre Leidenschaft, die in diesen köstlichen Kunstwerken steckte. Jetzt, nachdem sie gestorben ist, backt keiner mehr ihre Kuchen, denn ihre Rezepte hat sie nie auf Papier festgehalten. Vor kurzem habe ich eine Geschichte gelesen, die mich doch sehr an das Talent meiner Oma erinnert hat, in der ein Junge mit seinem selbst gebackenen Apfelkuchen Menschen glücklich macht.

„Die ganze Welt wird anders aussehen, nachdem Sie einen Bissen probiert haben. Alles verändert sich, und wenn Sie dann das ganze Stück gegessen haben, werden Sie merken, dass alles wieder okay ist.“ Seite 58

Oscar hat ein außergewöhnliches Talent: Er backt einen besonderen Apfelkuchen. Dieser ist so besonders, weil er eine wundervolle Wirkung auf die Menschen hat, die ihn probieren: Er macht sie ein Stück weit glücklicher als zuvor. Aber das ist nicht das einzige Talent, welches Oscar besitzt, denn er hat auch ein außergewöhnliches Gespür für Menschen und ist mit seinem wundervollen Apfelkuchen zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Doch als er eines Tages selbst Hilfe braucht, ist niemand da. Nicht einmal seine beste Freundin Meg, mit der er jedes Geheimnis geteilt hat. Plötzlich verschwindet Oscar spurlos und mit jedem verblassten Tag werden die Befürchtungen immer deutlicher. Alle vermuten Oscar sei tot. Alle, bis auf Meg, die alles daran setzt, ein Lebenszeichen von ihm zu finden.

Viel mehr möchte ich über den Inhalt dieser wunderbaren Geschichte über wahre und falsche Freundschaft auch nicht verraten. Denn jeder Leser sollte selbst erleben, auf welch charmante, schöne und zugleich tragische Weise sich diese Geschichte entwickelt.

Sarah Moore Fitzgerald überzeugt mit einem sehr ausdrucksstarken Schreibstil, nachvollziehbaren und eindrucksvollen Charakteren und einem feinen Humor, der ihre Geschichte nie zu schwermütig werden lässt. Ihr Buch „Das Apfelkuchenwunder oder Die Logik des Verschwindens“ wird dem Leser in zwanzig geschmackvollen Stücken kredenzt, und nur wenn man diese langsam genießt, entfaltet sich eine unvergleichbare Wirkung. Moore Fitzgerald lässt dem Leser viel Raum, um zwischen den Zeilen zu lesen und das Gelesene nachwirken zu lassen. Man taucht mit jeder gelesenen Passage tiefer ins Geschehen ein, verschmilzt mit ihr, und erfährt, wie wichtig Freundschaft ist und dass man nie den Kontakt verlieren darf, zu den Menschen, die einem wichtig sind. Die Autorin macht ihren Lesern Mut zum Anderssein und bestärkt das Vertrauen in die eigenen Talente. Jedoch ist die wichtigste Botschaft dieser Geschichte, dass man nie die Hoffnung aufgeben soll.

...Und genau das werde ich mir immer wieder sagen, wenn ich mich an den Kuchen meiner Oma versuche...