Rezension

Eine zauberhafte junge Frau wird erwachsen

Der Stern der Elbe -

Der Stern der Elbe
von Diana Seidel

Bewertet mit 5 Sternen

Fast vierzehn Jahre jung ist Jetta Reckewisch, als es vor der Fleischfabrik einen unschönen Zwischenfall gibt, der sie leider aufhält. Blöderweise kommt sie jetzt zu spät heim, die Schule hat sie geschwänzt, ihre Flunkereien werden auffliegen. Ein hübsches Ding ist Jetta, Rolf Büttner ist sie gleich aufgefallen und sogleich wittert er seine Chance, spendiert er doch spontan eine schnelle Autodroschke heimwärts, er wollte sowieso an die Elbe. Zum Abschied küsst er sie, einfach so. „Süße Kleine“ will sie gehört haben, das schmeichelt ihr ungemein.

Jetta ist Vaters Lieblingstochter, er kann ihr nichts abschlagen, was sie immer wieder für ihre Zwecke auszunützen weiß. Die Wahrheit biegt sie sich so zurecht, wie es gerade sein muss und für ihre Verehrer braucht sie schon den ein oder anderen Kniff, um notfalls über den großen Baum in die nächtliche Freiheit zu klettern. Es gibt so einige Bewunderer und der wunderschöne Tangotänzer  (Romeo nennt er sich und sie ist seine Julia) kommt noch dazu. Ihm kann und will sie nicht widerstehen, die Folgen dieser einen Nacht machen Jetta erfinderisch. Ein Ehemann muss her, Romeo ist spurlos verschwunden!?

Auch ihre Geschwister sind nicht ohne. Fritz nimmt die Leser mit nach Berlin, aus dem kleinen, aber sehr ansehnlichen Jungen wird ein stattlicher Mann. Seiner Zwillingsschwester Fiti bringt er aus der großen Stadt ein Geschenk mit, das sie sehr glücklich macht. Und Erich, der älteste der vier Reckewisch-Geschwister, gefällt der holden Weiblichkeit sehr, was ihm nicht unangenehm ist.

Ein kurzweiliger "Stern der Elbe" mit der (Un)Moral der Dreißiger Jahre ist sehr gelungen, allen Charakteren nimmt man ihre Eigenheiten sofort ab. Sie sind jung, werden erwachsen, kein Leben verläuft geradlinig, in geordneten Bahnen. Alle schauen sie mal nach links oder rechts, sie tricksen und perfektionieren ihr Dasein, können gut leben. Eine Familiengeschichte mit ganz viel Charme, ein amüsanter und sehr vergnüglicher Lesestoff, zum schmunzeln schön. „Du ßüße“ – ja, die Liebe… „sie waren sehr glücklich und sehr unglücklich.“ Gerne mehr davon.