Rezension

Einfühlsamer und bewegender Roman

Long Bright River - Liz Moore

Long Bright River
von Liz Moore

Bewertet mit 5 Sternen

Philadelphia ist Schauplatz des Romans ,,Long Bright River" der amerikanischen Schriftstellerin Liz Moore. Doch anders als der Titel einen glauben machen könnte, ist das Leben der Hauptfiguren alles andere als ,,bright".

Die beiden Schwestern Mickey und Kacey Fitzpatrick könnten unterschiedlicher nicht sein. Die ältere Schwester, Mickey, ist Streifenpolizistin und alleinerziehende Mutter eines kleinen Jungen. Die Jüngere, Kacey, schafft auf der Kensington Avenue an, um Geld für den nächsten Schuss zusammenzubringen. Seit fünf Jahren reden die beiden Schwestern nicht mehr miteinander. Doch den Grund für diesen Bruch erfährt man erst nach und nach. 

Als Kacey eines Tages verschwunden ist und es immer wieder zu Morden an jungen Prostituierten im Viertel kommt, macht Mickey sich auf die Suche nach ihrer Schwester und bringt damit auch sich selbst in Gefahr.

Aus Mickey Perspektive wird die Handlung abwechselnd in Kapiteln mit der Überschrift ,,jetzt" und ,,damals" erzählt, sodass sich die Zusammenhänge und die Ursachen für den schwesterlichen Konflikt erst nach und nach erschließen. Diese Struktur baut kontinuierlich Spannung auf. Dennoch ist ,,Long Bright River" kein Krimi, sondern vielmehr ein Roman, der die tiefgreifende Drogenproblematik der Stadt und das Elend der Betroffenen zwar schonungslos, aber dennoch einfühlsam und niemals abwertend beschreibt.

Kaceys und Mickeys Familiengeschichte, der frühe Verlust der Mutter, die scheinbare Gleichgültigkeit des Vaters und die harsche Großmutter, die die beiden Mädchen zwar aufzog, aber ohne Zuneigung oder moralische Unterstützung aufwachsen ließ, ist stellenweise zutiefst traurig. Doch nur so kann man als Leser Mickeys Werdegang, ihre Entscheidungen und ihr Leben jetzt als Streifenpolizistin und liebevolle Mutter verstehen, genauso wie Kaceys Abrutschen ins Drogen- und Prostituiertenmilieu.

Die Schilderungen des Elends, der Armut, der Verwahrlosung und der Gewalt wirken authentisch, nehmen aber nie so großen Raum ein, dass sie den Leser abschrecken. Vielmehr wird man zum Mitfühlen und Nachdenken angeregt.

Ein bewegender und absolut lesenswerter Roman!