Rezension

Emotionale Familiengeschichte mit Tiefgang

Morgen bist du noch da - Mila Lippke

Morgen bist du noch da
von Mila Lippke

Bewertet mit 5 Sternen

Klappentext:

Weil man erst verstehen muss, bevor man verzeihen kann…

Als Lio und ihre Mutter sich nach einer längeren Funkstille in Berlin wiedersehen, bricht die Tochter das größte Tabu. Sie fragt, wer ihr Vater ist. Die Mutter antwortet nicht und geht zurück ins Hotel, wo sie nachts einen Schlaganfall erleidet. Lio erkennt: Sie muss wissen, wer ihre Mutter wirklich ist. Die Suche nach ihrer Familiengeschichte beginnt und führt sie über Köln zurück nach Berlin. Und als sie Antworten findet, ist nichts mehr, wie es einmal war.

Meine Meinung:

Ehrlich gesagt hatte ich auf den ersten Seiten so meine Schwierigkeiten mit der Sprache des Buches. Ich hab zwei Seiten gelesen, dann wurde es wieder weggelegt und dann aber doch noch mal in die Hand genommen. Und siehe da: Sobald man sich darauf einlassen kann, überrascht einen die Schreibweise der Autorin durch wunderschöne Metaphern, Bilder und Gleichnisse.  Besonders gut hat mir die Baustelle vor Lios Fenster gefallen. Zunächst war es nur eine Baustelle, aber wer das Buch liest, sollte unbedingt von Anfang an darauf achten. Ich liebe solche Spielereien [;)]

Doch nicht nur die Schreibweise sondern auch die Charaktere bestechen hier durch Vielschichtigkeit und Überraschungen. Lio hat es mir schon nach wenigen Seiten angetan. Sie ist ein starke, unabhängige Frau, die sich über das ganze Buch hinweg weiter entwickelt. Auch für jemanden, der in geordneten Verhältnissen aufgewachsen ist, ist es nachvollziehbar, dass sie mehr über ihren Vater bzw. ihre Vergangenheit erfahren möchte.

Da die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Lio geschrieben ist, sind wir als Leser ganz nah an ihren Gedankengängen und somit an ihren Gefühlen dran. Gerade weil sie nicht perfekt ist, ist sie so real und greifbar.

Auch die Nebencharaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in sich stimmig. Durch kleine Details, die aber nicht über Seiten beschrieben werden sondern immer nur nebenbei erwähnt werden, erwachen sie für uns zum Leben.

Durch Rückblenden am Ende jedes Kapitels setzen sich die Geschichten der Vergangenheit und Gegenwart langsam zusammen. Ich persönlich finde solche Wechsel zwischen den Perspektiven immer spannend, da sie abwechslungsreich sind und wie hier die Spannung noch zusätzlich hoch halten. Der Leser bekommt immer nur Schritt für Schritt einen Einblick und am Anfang sind zunächst mehr neue Fragen da, als sie beantwortet werden. Aber das Weiterlesen lohnt sich in jedem Fall.

Ich kann diesen Roman wirklich jedem Leser ans Herz legen, der sich zusammen mit Lio auf die teilweise traurige aber in jedem Fall tiefsinnige Suche nach der Vergangenheit begeben möchte. Der Roman besticht durch eine tolle Sprache und eine spannende Handlung. Hier kann ich eine Leseempfehlung ohne Einschränkungen aussprechen.

Bewertung: 5/5 Sterne