Rezension

Endlich ein Buch über die große Frage der Frau im 21. Jahrhundert

Will ich ein Kind? - Melanie Hughes

Will ich ein Kind?
von Melanie Hughes

Die Autorin Melanie Hughes steht mit beiden Beinen fest im Leben: Sie ist Ende 30, konnte sie sich nach Studium und Anstrengungen eine Karriere in ihrem Traumjob ermöglichen, ist privat glücklich liiert, hat genug Zeit für lustige Mädels-Unternehmungen und ist rundum unabhängig. Doch auch ihre biologische Uhr tickt und verstärkt fragen Freunde und Familie danach, wann sie denn „endlich“ ein Kind bekommt. Doch Melanie ist sich gar nicht sicher, ob sie ihr erfolgreiches Leben, in dem sie auch so sehr glücklich ist, wirklich für das Muttersein aufgeben möchte. Sie trägt alle Pros und Contras zusammen, welche die Familiengründung mit sich bringen würde und bezieht dabei verschiedenste Lebensbereiche ein: Job, Liebesleben, Selbstverwirklichung,  Gleichberechtigung und weitere. Wie verändert sich das eigene Leben mit der Familiengründung?

Die Autorin spricht mir und sicherlich auch vielen anderen jungen Frauen in ähnlichen Lebenssituationen aus der Seele! Lebensnah und mit einem sehr humorvollen Schreibstil berichtet sie von vielen konkreten Szenen aus ihrem Alltag. In diesen detaillierten Geschichten findet sich der Leser gut wieder oder kann sie zumindest nachvollziehen. An vielen Stellen hat Melanie Hughes mich zum Schmunzeln gebracht, da auch mir für jedes Szenario Beispiele aus dem eigenen Leben eingefallen sind.

Mal verträumt, mal reflektiert-nachdenklich, mal besorgt und mal optimistisch deckt die Autorin sämtliche Perspektiven ab, über die junge Frauen bei der Familienplanung Bedenken kommen –  sei es finanzieller Art, in Hinsicht auf mögliche Veränderungen in der Partnerschaft, des eigenen Körpers, der Karriere, dem eigenen Sozialgefüge, der nicht zufriedenstellenden Betreuung von Kindern in unserem Land oder der individuellen Eigenständigkeit. Dabei schreckt Melanie Hughes auch nicht vor emanzipativen Gedanken zurück, die von anderen vielleicht als egoistisch empfunden werden könnten – diese Courage und schonungslose Ehrlichkeit haben mich sehr beeindruckt.

Das Buch macht Mut, dass egal welche Entscheidung getroffen wird, diese gerechtfertigt ist. Es ruft dazu auf, sich nicht von anderen beeinflussen zu lassen, sondern als selbstbewusste Frau das eigene Schicksal in die Hand zu nehmen. Es ist ein „Seelenstreichler“, der sagt: „Du bist in Ordnung so, wie du bist – auch wenn deine Umwelt dir oftmals etwas anderes suggeriert. Und ja, man darf auch ohne Kinder glücklich sein!“ Das Buch ruft dazu auf, sich zu trauen, Verantwortung für sein eigenes Leben zu übernehmen und diese schwere Entscheidung zu treffen – unabhängig von dem Ergebnis. Als wirkliche Entscheidungshilfe oder Ratgeber würde ich es nicht bezeichnen und das hätte ich auch nicht gewollt. Ich finde es nur angemessen, dass das Buch dem Leser keine Richtung vorgibt, sondern darauf beharrt, dass jeder diese irreversible Entscheidung nur selbst tragen kann. Die guten Denkanstöße des Buches helfen aber dabei, die eigenen Bedenken und Gedankengänge zu sortieren.

Dementsprechend passt das Cover gut zum Inhalt: Die scheinbare Schlichtheit des schwarzen Hintergrunds bei gleichzeitig fröhlich wirkenden bunten Rauten versprüht in meinen Augen großen Optimismus. Gut finde ich, dass mit einem abstrakten Cover gearbeitet wurde und nicht krampfhaft versucht wurde, das Thema mit einem stilisierten oder symbolhaften Bild darzustellen - das wäre nur schief gegangen. Das Gestanzte mag ich ebenfalls sehr, das gibt dem Buch gleich eine besondere Haptik, wenn man es in Händen hält. Ein absolut gelungenes Cover!

Fazit:

Vielen Dank für dieses wertvolle Buch, ich wurde zu 100% abgeholt. Die strukturiert und humorvoll dargestellten Argumente haben mich zum Nachdenken gebracht und mich mit großem Optimismus entlassen: "Wir sind auf dem Weg in eine bessere Mutter-Welt!" (S.234)