Rezension

Entwicklung zweier Frauen durch Jahrhunderte getrennt

Das Echo der Gezeiten -

Das Echo der Gezeiten
von Rebekka Frank

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte zweier Frauen aus zwei verschiedenen Jahrunderten, die trotzdem gewisse Gemeinsamkeiten besitzen.

Den Kampf um das selbstbestimmt Leben in einer "Männerwelt".

 

1633 - Nes, mit ihrer Mutter Belanca auf die Insel Strand geflohen (das was das heutige Nordstrand und Pellworm noch als Überbleibsel dessen darstellen)

Dort finden sie in einem Beginenkonvent Unterschlupf und versuchen, ihr Leben zu meistern.

Es verschwinden auf der Insel immer wieder Kinder und die Inselbewohner machen die Beginen dafür verantwortlich...

 

1956 - Tilla lebt mit ihrer Familie in St.Peter Ording (Damals nur St.Peter) und träumt davon, Taucherin zu werden.

Eines Tages bekommt sie die Chance, das tauchen zu erlernen - allerdings, bis sie aber so richtig tauchen darf, dauert noch. Erst einmal möchte sie ihr Studium in der nahegelegenen Stadt Hamburg absolvieren.

Als eine der ganz wenigen Frauen belegt sie den Studiengang Archäologie, Vor und -Frühgeschichte.

Sie hat doch zu kämpfen in der damals noch von Männern dominierten Universität. Damit nicht genug, mangels Lehrkräften wurden sogar alte Nazis als Dozenten eingestellt, die noch ein extrem antiquiertes Frauenbild hatten...

 

Die Geschichte wird immer abwechselnd beschrieben - ein Kapitel Nes, das nächste Tilla...

Und so verschieden beiden Schicksale sich anfangs darstellen, je weiter das Buch voranschreitet, desto näher kommen sich die beiden indirekt.

 

Beide lernen, daß eine Gemeinschaft von Frauen etwas wunderbares und stärkendes sein kann. Es wird sozusagen wider des Vorurteils, daß Frauen angeblich nicht miteinander können, gezeigt, daß es eben lediglich ein Vorurteil ist und nicht den Tatsachen entsprich.

So interessant das Buch ist, ein wenig andere Erwartungen hatte ich doch.

Die beiden Schicksale werden interessant dargestellt, besonders die Tauchgänge und das entdecken eines alten Wracks fand ich spannend.

 

Ich persönlich hatte mir allerdings mehr Geschichte über die alte Insel Strand und die Legende der Stadt Rungholt erwartet.

Die Flut, die die Insel Strand zum heutigen Nordstrand und Pelworm "degradiert" hat, wird zwar erwähnt, aber eben nur eher nebenbei im Strang der Geschichte um Nes.

Da mich genau diese Geschichte der Insel so fasziniert - als bekennende Nordstrandurlauberin - hat es mich erwartungsgemäß ein wenig enttäuscht, daß es lediglich als Randnote erscheint.

 

Ansonsten gefällt mir das Buch, die Geschichten der Entwicklung der beiden Hauptprotagonistinnen ist gut dargestellt und hier ist es auch sehr passend, jeweils abwechselnd zu erzählen, wie die beiden Frauen sich langsam entwickeln und selbständiger werden.

 

Besonders hat mir auch die Beschreibung der Uni Hamburg gefallen, die ich selber so gut kenne und daher diese Kapitel besonders genossen habe.

 

Der Schreibstil ist gut und flüssig.

Vorne und hinten im Buchumschlag sind jeweils graphische Darstellungen der Küste mit Strand/Nordstrand aus den Jahren 1633/1960.

 

Fazit

Ein Roman der die Entwicklung zweier Frauen aus verschiedenen Jahrhunderten darstellt und zeigt, wie sie jeweils an ihren Problemen wachsen und so unterschiedlich sie anfangs wirken - eine gewisse Nähe Beider durchaus besteht.