Rezension

Erst story-, später etwas emotionslos

Das Apfelblütenfest -

Das Apfelblütenfest
von Carsten Henn

Bewertet mit 3 Sternen

„Das Apfelblütenfest“, geschrieben von Carsten Henn, wurde mit Richard Barenberg als Sprecher vom Hörbuch Hamburg-Verlag (Osterwold Audio Produktion) veröffentlicht. Die Printausgabe ist im Piper-Verlag erschienen.

Als kleines Kind gibt Jules eine Stellenanzeige für eine Haushälterin für seinen Vater auf – in der Rinde eines Apfelbaums. 20 Jahre später entdeckt die Heilpraktikerin Lilou diese ungewöhnliche Annonce und bewirbt sich auf dem Hof. Ihre offene und abenteuerlustige Art stellt Jules Leben völlig auf den Kopf und verzaubert sein Herz, bis ein Schicksalsschlag alles zu zerstören droht.

Die Geschichte empfand ich zu Beginn lange storylos. Nach Lilous erfolgter Anstellung erleben die Leser*innen lange Alltagsausschnitte der Protagonist*innen und lernen sehr viele Nebencharaktere recht genau kennen. Das verstrickt sich zum Teil zu weit und entfernt sich von der Kerngeschichte. Auch wird viel zu ausführlich über Produktion von Calvados und Cidre eingegangen, sowie das Kochen bestimmter Gerichte. Hierbei konnte man gut abschalten, was bei mir allerdings nicht das Bedürfnis zum steten Weiterlesen bzw. -hören geweckt hat. An einem bestimmten Punkt wird zudem klar, dass der Autor eine sehr tiefgreifende, anrührende Geschichte geplant hat. Obwohl ich ein sehr emotionaler und empathischer Mensch bin, kamen die Emotionen, die er vermutlich auslösen wollte, leider gar nicht bei mir an.

Dies kann aber auch daran liegen, dass ich mit Lilou nicht warmgeworden bin. Von Beginn an empfand ich sie als anstrengend, teilweise auch gedankenlos, und stets aufgekratzt. Jules hingegen war der Inbegriff von Freudlosigkeit. Häufig schlecht gelaunt und immer gegen Alles. Ein klassischer Grumpy-Sunshine-Trope - für mich allerdings ohne den Charme, den diese Charaktere ausstrahlen oder entwickeln sollten.

Richard Barenberg hat grundsätzlich eine angenehme Stimme. Für mich hat sie aber nicht so gut zur Geschichte gepasst. Zum einen ist sie eher schwer und tragend, während Lilou Leichtigkeit versprüht und auch der französische Apfelhof-Flair auch eher Joie de Vivre versprühen soll. Zum anderen hat es mich sehr gestört, wie er seine Stimme verstellt um weibliche Rollen zu vertonen. Es lag bestimmt nicht in seiner Absicht, klingt aber wie eine Parodie der genervten, stets meckernden Frau.

Zusammenfassend komme ich zu 3 von 5 Sternen. Am Anfang fehlt mir zu viel Story, während am Ende die beabsichtigten Emotionen leider gar nicht bei mir angekommen sind. Die Geschichte hat viel Potenzial, verliert sich aber in Nebencharakteren und der französischen Küche. Nett zum Abschalten, aber kein Buch, was mich gefesselt hat.