Rezension

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Die Legende von Richard und Kahlan 01 - Terry Goodkind

Die Legende von Richard und Kahlan 01
von Terry Goodkind

Bewertet mit 3 Sternen

Nachdem mir Das Schwert der Wahrheit gut gefallen hat, musste ich natürlichauch mit dieser neuen Reihe beginnen. Diese trägt nun einen neuen Titel –vermutlich da das Schwert der Wahrheit als Schlüssel für die Kästchen derOrdnung fungierten und nun somit dieses Geheimnis gelüftet wurde, dennselbstverständlich ist das Schwert wieder mit von der Partie – der eigentlichüberflüssig ist, da Dunkles Omendirekt an Konfessor anschließt.Dennoch habe ich erwartet, dass langwierige Wiederholungen aus Das Schwert der Wahrheit Seiten füllenwürden, doch dies blieb erstaunlicherweise aus. Wenn es Wiederholungen gab,dann nur kurze und nur an den nötigsten Stellen. So soll es sein! Dies hatjedoch zur Konsequenz, dass Neueinsteiger, die von der Bezeichnung „Erstes Buch“angelockt werden, es sehr schwer haben werden, die Zusammenhänge zwischen denCharakteren zu verstehen.
Dieses Buch hat einen eindeutigen Schwerpunkt, den manbesonders an der Worthäufigkeit erkennen kann: die Prophetie. Hier hat Goodkindeinen bereits bekannten Inhalt aus den vorigen Werken in den Fokus gesetzt –und das, wie ich finde, nicht sehr vorteilhaft, da dieser magische Zweig wie erbei Nathan zum Tragen kommt, hier keine Rolle spielt. Kaum ist Frieden in dieWelt eingekehrt und die Länder sind unter Richards Herrschaft vereint, derihnen zum ersten Mal eine freie Meinung und eine freie Lebensgestaltungzugesteht. Wie dankt ihm das sein neues Volk? Sie stellen ihn in Frage, da erihnen die Prophezeiungen vorenthält, undwirken allgemein wie einer Gehirnwäsche unterzogen. Natürlich kann manArgumente finden, wieso Goodkind dies so gestaltet hat und dies ergibt aucheinen Sinn, so haben diese Menschen immer gesagt bekommen, was sie tun sollen undkönnen ihr Leben nicht einfach selbstgestalten, doch warum in aller Welt,lässt Goodkind nicht einmal Ruhe einkehren? Den Frieden genießen, Richardendlich mal für einen Moment leben lassen. Jeder normale Mensch wäre an seinerStelle schon längst vollständig ausgebrannt. Nein, der arme Kerl bekommt nichteinmal die Möglichkeit ENDLICH einmal seine Gabe wirklich verstehen zu lernenund so aktiv zaubern zu können, anstatt alles nur intuitiv zu machen. Ichglaube dieser Punkt hat mich am meisten gestört. Schnell muss wieder eineBedrohung her, für die schönen Seiten im Leben ist keine Zeit. Dabei ist dasBuch erstaunlich kurz – jedenfalls viel kürzer als die anderen. Zwar hat es gut600 Seiten, doch vergleicht man die Schriftgröße, ist dieses Buch wirklichkürzer. So bleibt natürlich kein Raum für solche Banalitäten wie eineMagieausbildung. Ohnehin wirkt es so, als hätte Goodkind den zweiten Teil  einfach weggelassen. So habe ich immergewartet, wann Richard endlich aufbricht um mehr über die Maschine in Erfahrungzu bringen, stattdessen – hups Ende. Das „Finale“ hat sich nicht wirklichangekündigt und die Schlussfolgerung, wie Kahlan zu retten ist, muss Richardmal wieder eingegeben worden sein, denn aus den aktuellen Überlegungen hat sichdies nicht erschlossen. Es wirkt eher wie „die Zeit wird knapp, schreib ich maldas Ende“. So wirkt es, obwohl es spannend ist, irgendwie wie ein Film, den manan einer spannenden Stelle eingeschaltet hat.

Der Wiedereinstieg in diese Welt ist mir jedenfalls sehrleicht gefallen.  Die Charaktere undgroben Zusammenhänge waren sofort wieder präsent. Dennoch habe ich an einigenPunkten Ungereimtheiten bemerkt, die vielleicht doch auf Erinnerungslückenbasieren. Wie kann es z.B. sein, dass die Maschine schnell als solche erkanntwird, wo diese Welt sonst nur aus Magie besteht? Natürlich hat die Gruppe umRichard das Geheimnis um die Maschine noch nicht gelüftet – ich bin gespannt,über wie viele Bücher sich diese Rahmenhandlung ziehen wird – und vermutet hinterihr eine Art Magie, doch ich hätte wesentlich mehr Skepsis bei einem solchen „Ding“erwartet, denn mehr dürfte die Maschine anfangs noch nicht für sie sein. Einweiterer Punkt ist der Strafer. Dieses Folterinstrument der Mord-Sith  funktionierte irgendwann in Das Schwert der Wahrheit nicht mehr, da esdie Bande zum Lord Rahl nicht mehr gab. Nun funktionieren diese zwar wieder,und dies obwohl die Andacht, die die Bande aufbaut, nicht mehr abgehalten wird,doch auch die Strafer der Mord-Sith, die nicht in Richards Diensten stehen, funktionieren –und das verstehe ich nun gar nicht.
Trotz allem hat mir das Buch gut gefallen. Ich mag eseinfach zu liebgewonnenen Charakteren zurück zu kommen und mehr über sie zuerfahren. Der Plot ist eigentlich auch gut und in sich schlüssig konstruiert. Miteiner kleinen Erholungsphase zu Beginn des Buches oder vielmehr der Reihe,würde der Kontrast des eigeneartigen Verhaltens der Gesandten deutlicher unddamit auch wirkungsvoller werden. Goodkinds Schreibstil ist gleichbleibend gut,das heißt für mich, ausführlich, damit Atmosphäre geschaffen werden kann. ImVergleich zu den Vorgängerbänden hat er nicht nur die Wiederholungen gekürzt,sondern auch den „erhobenen (moralischen) Zeigefinger“. Zwar könnte man, dieBezeichnung „Abt“ und „Bischoff“ als Verbindung zur Realität betrachten unddamit als Kritik an den realen Äquivalenten sehen, doch verhalten sich die Figuren imBuch gänzlich anders und vor allem unreligiös, dass ich diesen Teil vollkommenan den Haaren herbei gezogen finde.
Goodkind hat somit dazugelernt.

Fazit: Mit einer Erholungspause für Richard und etwas mehrInhalt hätte das Buch eines von Goodkinds Besten werden können, da er endlichseine „alten Fehler“ reduziert und somit ein Buch geschaffen hat, das sichwirklich sehr gut lesen lässt. Es wurden viele Handlungsstränge angefangen undnoch nicht beendet, so dass sich die Leserschaft auf weitere Bände freuen kann.Diese Serie hat auf jeden Fall das Potential ebenso gut und komplex zu werden,wie das Das Schwert der Wahrheit.Diese Serie hatte auch Höhen und Tiefen.
Für Neueinsteiger nicht zu empfehlen, da das grobe Wissenvon Das Schwert der Wahrheit vorausgesetzt wird.