Rezension

Es sind immer die einfachsten Ideen, die außergewöhnliche Erfolge haben. (Tolstoi)

Das Kaufhaus – Zeit des Wandels -

Das Kaufhaus – Zeit des Wandels
von Susanne Berg

Bewertet mit 4 Sternen

1909 Berlin. Die Kaufhäuser von Leonhard und Flora Tietz sind mittlerweile in jeder größeren deutschen Stadt und werden von ihnen und ihrer engeren Verwandtschaft geführt. Sohn Alfred soll demnächst in die Geschäftsführung einsteigen, deshalb reist er nach Berlin, um dort im Auftrag seines Vaters Aktien zeichnen zu lassen, damit Tietz demnächst an die Börse gehen kann. Durch einen Zufall begegnet er im von Oscar geführten dortigen Kaufhaus Tietz der jungen Lehrerin Margarete. Zwischen den beiden sprühen sofort die Funken, doch sie verlieren sich wieder aus den Augen. Aber Alfred lässt nicht locker, diese wunderbare Frau in Berlin aufzuspüren und stürzt sich dabei in so allerlei fragwürdige Unternehmungen, bis er Margarete wiedergefunden hat. Von da an kann sie nichts mehr trennen, sie gibt sogar ihre geliebte Stelle auf, um mit Alfred nach Köln zu gehen. Doch die Kaufhauswelt Tietz steht immer öfter harten Gegnern gegenüber, die sich gegen die Übermacht wehren und dabei auch nicht vor Gewalt und Zerstörung halt machen…

Susanne von Berg hat mit „Zeit des Wandels“ den Abschlussband ihrer historischen Hertie-Trilogie vorgelegt, der durch die Verflechtung von Fiktion und Realität eine unterhaltsame Lektüre verspricht und dem Leser gleichzeitig eine Zeitreise spendiert. Der flüssige und farbenfrohe Erzählstil bringt den Leser schnell ins 20. Jahrhundert, um sich dort unsichtbar unten den Mitgliedern der Familie Tietz zu bewegen und vor allem Albert zu folgen. Dieser macht sich mit einem Auftrag seines Vaters auf den Weg von Köln nach Berlin, wo er einerseits in Oscars Warenhaus-Dependance einige neue Ideen aufschnappt und andererseits auf die Frau seines Lebens stößt. Während er alles daran setzt, Margarete für sich zu gewinnen, muss er nebenbei auch miterleben, wie Konkurrent Wertheim seinem Onkel Oscar das Leben schwer macht und ihn ausbooten will. Daheim in Köln sehen sich Leonhard und Flora Anfeindungen anderer Ladenbesitzer ausgesetzt, die zunehmend radikaler und gewalttätiger werden. Die Autorin hat gut recherchiert und den historischen Hintergrund mit ihrer Handlung verwoben. So darf der Leser gemeinsam mit Margarete und Alfred per Zeppelin von Berlin nach Köln reisen, auf deren Reise auch die Wuppertaler Schwebebahn von oben zu sehen ist. Der Spannungslevel zwar ist mäßig, die Perspektivwechsel zwischen einigen Protagonisten verleihen der Geschichte aber Kurzweiligkeit.

Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und lassen mit ihren menschlichen Eigenschaften den Leser nahe an sich heran. Flora und Leonhard sind inzwischen alt geworden, doch noch immer brennt die kaufmännische Leidenschaft in ihren Adern. Beide sind liebevolle und kreative Menschen, die nichts auf die Familie kommen lassen und sich auch um jeden und alles selbst kümmern wollen. Oscar und Betty sind mittlerweile verheiratet und mit ihrem Kaufhaus erfolgreich. Alfred ist ein junger Mann mit Prinzipien, freundlich, aufgeschlossen, auf der Suche nach der großen Liebe. Margarete hat eine Frau mit einem Herz aus Gold, der die Bedürftigen am Herzen liegen. Sie ist wohlbehütet und gut erzogen aufgewachsen, hält viel auf Werte wie Freundschaft und Ehrlichkeit. Protagonisten wie Wertheim sind in dieser Geschichte das Salz in der Suppe, denn sie bringen mit ihrem Neid und ihren Intrigen etwas Unruhe hinein.

„Zeit des Wandels“ bildet einen gelungenen Abschluss der Hertie-Trilogie, die mit einem Mix aus Familiengeschichte, Missverständnissen, Liebe, Einfallsreichtum und historischem Hintergrund eine unterhaltsame Lektüre für den Leser bietet. Verdiente Leseempfehlung!