Rezension

Es war anders, dass hat er gezeigt mit jedem Wort.

Der letzte Engel 01 - Zoran Drvenkar

Der letzte Engel
von Zoran Drvenkar

Bewertet mit 5 Sternen

Was tust du, wenn du am nächsten Morgen tot sein wirst? Und wie reagierst du auf eine Email, in der genau so etwas drin steht? Motte will eigentlich nur sein Referat fertig machen, als er eine Email bekommt:

“Sorry, für die schlechte Nachricht aber wenn du aufwachst, wirst du tot sein wir wollten nur, dass du das weißt.” Dass es zu dieser Email eine dramatische Vorgeschichte gibt und Motte plötzlich die ganze Welt auf den Schultern trägt, ist nur ein kleiner Nebeneffekt. Denn das größte Problem ist: plötzlich hat er Flügel und fühlt sich aber gar nicht wie ein Engel….

Die Protagonisten:

Motte:

ziemlich unscheinbar
bester freund Lars, hat eine Freundin
der Vater ist eigenartig, dass ahnt Motte aber nicht
eigentlich heißt er Markus (na, klingelt’s?)
Lars

eigentlich ein Freund, aber ein ziemlich feiger
später unentbehrlich
sonst sehr unscheinbar
Ein Mädchen und ihr Begleiter

meine liebsten Charaktere
klein, verletzlich aber ein großes Geheimnis
schlau
Der Beschützer von einer anderen Welt oder auch nicht?
Was sehr wenig aussieht, ist eigentlich das, was man weiß. Der Rest führt hier zu weit. Lest es, lernt sie kennen. Bildet euch eine Meinung, denn alle haben etwas miteinander zu tun.

Die Kulisse:

Ein Bett und ein PC – mehr braucht es nicht um ein Leben komplett umzukrempeln. Der Rest ist schnell erklärt:

In der Vergangenheit gibt es viele Plätze, an denen das Buch spielt. Auch welche, die man Engeln und anderen Menschen nicht zu traut. Oder etwas Stinknormales wie Waisenhäuser oder Kellergewölbe oder Friedhöfe. Da sind dem Leser keine Grenzen gesetzt.

Und ganz wichtig, eigentlich im ganzen Buch: Auto fahren. Denn ohne Auto kommt man nirgendwo hin oder mit dem Boot.

Die Handlung:

Es ist schon ein harter Brocken, wenn man kurz Motte kennenlernt und dann all die anderen bunten, bösen und lieben Charaktere. Frauen, Männer, Zare und Raben alles wirbelt düster durcheinander und manchmal wollte ich rufen: STOP! Damit ich hinterher komme.

Trotzdem scheint sich die Story erst ab Seite 150 richtig zu entwickeln, wenn wir durch etliche Zeitschleifen, Verschachtelungen und über einige Kreuzungen gegangen sind. Ab da fesselte mich das Buch mit einer unglaublichen Kraft. Denn eins kann Zoran Drevenkar: mit seiner wunderbaren Sprache, eine wundersame, düstere und aufregende Geschichte zu erzählen. Strudelartig zieht sie den Leser immer weiter hinab, bis so viele Geheimnisse zurückbleiben, dass auch ich erschöpft das Buch zuklappe.

Eine Sache jedoch gefällt mir nicht. Die Überraschung, dass das Buch der Auftakt ist. Das da “noch mehr” kommt. Ohne Vorwarnung? Das ist nicht nett. Zwar ist das Ende so abrupt, fast ungewollt und sehr offen, aber ich hätte nicht mehr gebraucht. Denn nach meinem Sturz aus der Leserhöhe wollte ich nur Frieden schließen mit Motte, über den man gar nicht so viel erfährt, wie das Buch oder der Autor uns glauben lassen will.

Die Gestaltung:

Eine Hand, die Federn hält. Ein Titel, der eine Engelgeschichte vermuten lässt. Was wirklich gut gelungen ist, ist die Aufteilung der Kapitel. Da es wirklich, wirklich viele Personen gibt, die wichtig für die Geschichte sind, ist es so etwas einfacher, die Personen auseinanderzuhalten.

Zeitsprünge, Personenwechsel und Ortswechsel sind oft nicht leicht mitzumachen. Das Buch sollte man mit wachen Augen und wachem Geist lesen.

Die Bewertung:

Dieses Buch hat mich berührt. Nicht so, wie vielen seiner Bücher. Es war anders, das hat es gezeigt mit jedem Wort.