Rezension

Etwas ganz anderes erwartet

Der Prinz in meinem Märchen - Lucy Dillon

Der Prinz in meinem Märchen
von Lucy Dillon

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:
Michelle ist vor ihrer Familie und ihrem Exmann nahezu geflohen. Fernab von ihrer bisherigen Heimat baut sie sich eine neue Existenz auf... ein kleiner Laden, in dem sie all das verkauft, was ein Heim gemütlicher macht. Aber nicht nur ihr Laden gedeiht, sondern auch ihre Bekanntschaften ringsrum. Und so knüpft sie vorsichtige Kontakte zu Anna, einer jungen Frau. Gleichzeitig ist dies auch die Geschichte von Anna, deren Traum in Erfüllung geht, als sie das Regiment in einem kleinen Buchladen übernehmen kann. Anna bringt so viel Herzblut mit in diesen Laden, dass er schon bald viel mehr ist, als ein Laden. Ein Treffpunkt der Menschen, ein Ort, an dem die unterschiedlichsten Charaktere aufeinander treffen. Doch diesen Job hat sie nur Michelle zu verdanken, die eigentlich etwas ganz anderes mit dem Laden plant, sobald sie nicht mehr an bestimmte Auflagen gebunden ist. Doch Michelles Geister der Vergangenheit werden immer präsenter und Michelle zieht sich immer weiter in ihr Schneckenhaus zurück und vergrault die Menschen, die es gut mit ihr meinen.

Meine Meinung:
Wenn man den Titel des Buches liest, das Cover sieht und den Original-Inhalt liest, erwartet man etwas ganz anderes, als einem letztendlich präsentiert wird. Ich dachte an ein leichtes Buch, an eine bezaubernde Liebesgeschichte, an Freundschaft und einen magischen Buchladen. Ich bekam zerrüttete Vergangenheiten, gestörte Familien, Dramen und schwierige Charaktere. Und das fand ich sehr sehr schade. Denn ich denke, dass viele dieses Buch vielleicht mit falschen Voraussetzungen beginnen - so wie ich - und dann enttäuscht sein könnten.

Ich gebe zu, ich habe das Buch trotzdem bis zum Ende gelesen und es hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es etwas ganz anderes war, als ich erwartete. Mir aber gefielen die Probleme der beiden so ungleichen Freundinnen und deren Lösungswege. Mir gefiel auch, wie sie in diesem Buch wuchsen, zu sich selbst fanden oder aber ihren Weg. Nicht alles kann man verändern, nicht jeder Wunsch wird einem erfüllt. Aber man kann immer wieder versuchen, das Beste aus allem zu machen. Und das zeigten uns diese Beiden sehr gut.

Eigentlich sind es zwei Geschichten in einer, die sich am Rande berühren. Mehr als um die Freundschaft der Beiden geht es aber um das Leben jeder Einzelnen. Sehr unterschiedliche Leben, die das ganze sehr interessant gestalteten.

Was mir wirklich gut gefiel, war Annas Liebe zu Büchern - vor allem zu Kinderbüchern. Sie schwelgte so oft in Erinnerungen aus ihrer Kindheit und nannte Bücher, die auch ich aus meiner Kindheit kenne und liebe .. sei es Dolly oder Fünf Freunde oder Schwarze Sieben .. wie oft fühlte ich mich erinnert. Auch gut gefiel mir, dass jedes Kapiel mit einem Buchfazit einer Person aus der Geschichte begann, das war auch sehr unterhaltsam! Wäre Annas Liebe zu den Büchern und 2 tierische Darsteller und ihre Geschichten in diesem Buch nicht gewesen, ich glaube, ich hätte irgendwann aufgegeben. Denn in weiten Teilen fand ich das Buch schon sehr deprimierend, traurig aber auch sehr realistisch, was es irgendwie noch düsterer machte. Dennoch konnte und wollte ich nicht aufhören, da ich unbedingt das Ende erfahren wollte.

Meine Sympathien gehören hier aber ganz klar Anna (die übrigens nur gern AnnE hieße, wie sie selbst erzählt). Michelle war mir zu verkorkst ... verständlich, aber dennoch mochte ich sie nicht so richtig, auch wenn sie mir leid tat.

Fazit:
Ein interessantes Buch über zwei ganz unterschiedliche Lebensgeschichten, die am Rande miteinander verbunden sind, aber dennoch sehr eigenständig. Wer etwas märchenhaftes oder die große Liebe erhofft, der ist hier nicht so ganz richtig, auch wenn die Liebe schon eine große Rolle spielt - wenn auch eher eine tragische. Dafür zeigt einem das Buch, wie wichtig es ist, seinen Weg zu gehen, auch wenn man manchmal Umwege in Kauf nehmen muss. Und das Freundschaft ein sehr wichtiger Teil dieses Weges ist.