Rezension

Etwas ganz neues

Selkie - Antonia Neumayer

Selkie
von Antonia Neumayer

Zuerst möchte ich mich bei Frau Franziska Amann vom Bloggerportal dafür bedanken, dass das Buch so wahnsinnig schnell bei mir angekommen ist! 
Als ich mit dem Lesen angefangen habe, bin ich nicht so gut in die Geschichte eingestiegen; die ersten 50 Seiten waren für mich nicht unbedingt einfach, was vielleicht an dem ungewohnten Setting des Buches liegt, schließlich spielen die wenigsten Geschichten bei Schottland. 
Ungefähr nach 50 Seiten aber konnte ich voll und ganz in das Buch eintauchen und konnte plötzlich auch nicht mehr mit dem Lesen aufhören. 
Schon recht am Anfang hat die Autorin mit den spannungsreichen Szenen angefangen, und obwohl die im Nachhinein recht harmlos wirken, war ich an den Stellen wirklich angespannt und gefesselt gewesen. 

Und dann geht es wirklich los, nachdem die Spannung wieder etwas abgeebbt ist, kommt die Handlung in Fahrt und es kommen völlig neue Dinge auf den Leser zu. 
Ich persönlich habe noch nie ein Buch gelesen, das sich an der schottischen Mythologie gelehnt hat; dennoch erwartet man schon fast die typischen Bausteine einer Fantasy-Erzählung, wie beispielweise eine Liebesgeschichte, die schon früh erkannt wird. Die hat hier komplett gefehlt, und wie die Autorin selbst sagt, war das genau ihre Absicht; sie wollte eine Geschichte schreiben, die für die Leser neu ist. 

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, er war schön flüssig und leicht verständlich. Die Autorin hat die Umgebung beschrieben und auch in die Geschichte eingebaut, ohne dass diese Beschreibungen zu großen Raum einnehmen, was ich sehr geschickt finde. 
Es wird aus der dritten Person erzählt, wobei der Fokus manchmal auf der Protagonistin Kate liegt, manchmal aber auch auf Ian, ihren Retter. 
Kate ist eine Protagonistin, die mich etwas verwirrt hat. Einerseits ist sie sehr mutig, sie schleicht sich beispielweise auf ein Schiff, das von wirklich sehr gefährlichen Männern gefahren wird - was ich mich wahrscheinlich nicht getraut hätte, auch wenn ich mich nicht für einen Feigling halte. 
Dann hatte Kate aber noch eine Eigenschaft an sich, die diesen grenzenlosen Mut, der teilweise auch als Dummheit interpretiert werden könnte, vollkommen in den Schatten stellt: sie ist manchmal unglaublich naiv. Kate fragt nicht, Kate stellt auch nichts infrage. Sie glaubt das, was man ihr sagt und sie will eine einzige Sache - teilweise kam es mir vor, als hätte sie Scheuklappen auf.

Man muss aber sagen, dass sie vom Charakter her wohl einfach so sein sollte, da es sonst nicht in die Geschichte gepasst hätte. Und diese beiden hervorstechenden Eingenschaften hatte Kate auch das ganze Buch über, die Autorin hat eine echte Persönlichkeit aus ihr geschaffen. 
Auch alle anderen Charaktere waren extrem gut ausgearbeitet und kamen mir sehr authentisch vor. Fast alle hatten zudem auch mehrere Facetten, somit habe ich auch viele liebgewonnen - auch die "bösen" Menschen. 

Das ganze Buch über gab es keine einzige Stelle, die langweilig war und ich konnte nicht aufhören zu lesen. Somit kann ich euch das Buch auf jeden Fall ans Herz legen und bin vollkommen überzeugt. 
Ich vergebe 4,5 Sterne.