Rezension

Etwas überraschungsarm, aber durchaus unterhaltsam

Raststätte Mile 81 - Stephen King

Raststätte Mile 81
von Stephen King

Bewertet mit 3 Sternen

Der 10-jährige Pete Simmons ist frustriert: Wieder einmal darf er nicht mit seinem größeren Bruder George und dessen 'Rip-Ass-Raiders', einer Gruppe Zwölf- und Dreizehnjähriger aus dem Ort, zur benachbarten Kiesgruppe, um dort mit ihren Fahrrädern waghalsige Stunts auszuprobieren. Für einen Zehnjährigen sei das viel zu gefährlich, so sein Bruder, und so zieht Pete alleine mit seinem Rad durch die Gegend. Weil er aber auch mal was Cooles erleben möchte, mit dem er dann vor den Großen angeben kann, macht er sich auf den Weg zur verlassenen Raststätte bei Meile 81 der Autobahn durch Maine. Das Gelände ist zwar mittlerweile abgesperrt und etwas verwahrlost, doch Pete kennt die Gerüchte, wonach ältere Jungen dort gerne mal einen trinken oder mit Mädchen rummachen. Als Pete das alte Gebäude betritt, findet er dort neben ein paar sehr freizügigen Postern auch eine Wodkaflasche. Aus Neugier nimmt er zunächst einen kleinen Schluck und kommt schnell auf den Geschmack, schläft kurze Zeit später aber auch schon betrunken ein.

Während der Junge in der Raststätte seelenruhig seinen Rausch ausschläft, biegt ein völlig verdreckter Kombi auf den Rastplatz ein. Der viele frische Schlamm ist merkwürdig, weil es bereits seit Tagen nicht mehr in Maine geregnet hat. Noch ungewöhnlicher ist aber, dass offenbar niemand am Steuer des Wagens sitzt. Trotzdem öffnet sich kurz nach der Ankunft des Kombis dessen Fahrertür, ohne dass jemand aus dem Auto aussteigt. Als wenig später der vorbeifahrende trockene Alkoholiker und nun gläubige Christ Doug Clayton mit seinem Prius das verlassene Fahrzeug am Streckenrand sieht, vermutet er eine Autopanne und hält an, um seine Hilfe anzubieten. Als sich der Versicherungsvertreter dem alten Kombi jedoch nähert, entwickelt der Wagen ein unheimliches Eigenleben'

'Raststätte Mile 81' ist eine neue Kurzgeschichte von Stephen King, die zurzeit ausschließlich als eBook erhältlich ist. Die Story erstreckt sich über ca. 80 Seiten, abhängig von der vom Leser gewählten Schriftgröße, und ist vom Prinzip her recht simpel gestrickt: Ein herrenloses Fahrzeug hält an einer verlassenen Raststätte, vorbeifahrende Autofahrer sehen den Wagen, vermuten eine Panne und halten ebenfalls, nur um daraufhin einer nach dem anderen vom mysteriösen Kombi im wahrsten Sinne gefressen zu werden. Realistisch ist das nicht, aber wer glaubwürdige und logische Geschichten lesen will, sollte auch nicht unbedingt zu einem Stephen King-Buch greifen.

Trotzdem bietet 'Raststätte Mile 81' solide Unterhaltung. Die Geschichte ist spannend, ein bisschen unheimlich, stellenweise etwas blutig und eklig, aber leider auch ein wenig vorhersehbar. Immer wieder hält ein neues Opfer beim Kombi, nähert sich dem Wagen und wird dann unerwartet verschluckt. Das Ende der Kurzgeschichte ist zudem etwas gewöhnungsbedürftig und mir persönlich etwas zu einfach, hier hätte sich King ruhig noch etwas mehr Zeit lassen können. Bei Fans des Autors dürften jedoch die vielen Anspielungen auf frühere King-Werke für Begeisterung sorgen, so ist seine Geschichte fast eine kleine Hommage an sich selbst.

Mein Fazit:
'Raststätte Mile 81' ist eine durchaus gelungene Kurzgeschichte, welche als kleinen Bonus sogar noch einen Auszug aus dem neuen King-Roman Der Anschlag bietet.