Rezension

Faktenreiches Jugendbuch

Zu spät zur Party - Lukas Sustala

Zu spät zur Party
von Lukas Sustala

Inhalt:
„Zu spät zur Party:Warum eine ganze Generation den Anschluss verpasst“ von Lukas Sustala ist eine sozio-ökonomische Bestandsaufnahme der sogenannten Millennials. So bezeichnet man die Generation, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurde.

Viele hatten sich an den Wohlstand der achtziger und neunziger Jahre gewöhnt. Viele dachten, es gehe immer so weiter. Dann kam die Blase im US-Immobilien- beziehungsweise Hypothekenmarkt, deren Platzen bekanntlich 2008 die noch immer anhaltende Finanzkrise eröffnete. Die extremen wirtschaftlichen Belastungen durch die Inflation von Vermögenswerten und Wirtschaftskrise wurden jedoch nicht fair und generationengerecht umgelegt. Das Ergebnis: Für Millennials wird es immer schwieriger den Lebensstil ihrer Eltern zu erreichen. Obwohl sie in der Regel besser ausgebildet sind, verdienen sie deutlich weniger als ihre Eltern. Dem stehen aber höhere Ausgaben gegenüber. Das heißt, selbst wer mal davon geträumt hat, sich eine Immobilie zu kaufen, kann sie sich meist einfach nicht mehr leisten. Die Preise für Häuser sind in den letzten Jahrzehnten dreimal so schnell gestiegen, wie das Einkommen der Mittelschicht. Im Vergleich zu früheren Generationen haben Millennials es finanziell also wesentlich schwerer Vermögen aufzubauen.
Und das ist kein Zufall. Die Politik zielt einseitig auf die Älteren, weil sie qua Masse mehr Wählerstimmen versprechen.

Die Lebensumstände der Millennials haben damit nichts mit fehlender Erfolgsorientierung oder Konsum- und Lifestylepräferenzen zu tun. Die viel kritisierten Millennials sind nicht der Untergang, sondern Opfer der Entwicklung der letzten Jahrzehnte.
Das gilt besonders für die OECD-Staaten wie die USA, Österreich oder Deutschland. Hier haben viele junge Menschen mit Problemen zu kämpfen: Unsichere Jobs, unsichere Altersvorsorge, unsichere Einkommen. Ein Lohnniveau, dass seit den 90ern kaum noch steigt. Lebenskosten hingegen schon. Millennials sind häufig vom Werdegang ihrer Eltern völlig entkoppelt und erleben diametral entgegenstehende Lebensläufe.

Eigene Meinung:
Lukas Sustala ist Ökonom und Publizist. Als stellvertretender Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts Agenda Austria verfügt er sicherlich für ein solches Buch über eine empirische Basis. “Zu spät zur Party: Warum eine ganze Generation den Anschluss verpasst“ ist aber als Buch unglaublich angenehm und leicht verständlich geschrieben. Hier muss der Leser kein VWL oder BWL Studium inne haben um alle Zusammenhänge zu verstehen. Vorgelegt wurde vielmehr eine lesenswerte, weil flüssig geschriebene Mischung aus Sachbuch und privaten Reflexionen.

Das diffuse Gefühl der Unsicherheit, der Entmündigung, das viele junge Menschen ergriffen hat, hat sehr konkrete Ursachen in der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung, was gekonnt herausgearbeitet wird. Und dafür weiß Sustala eine ganzen Reihe von Quellen anzuführen. Das Buch ist informativ, wartet mit nachprüfbaren Fakten auf, ist systematisch aufgebaut und ermöglicht dem Leser dadurch einen guten Einblick in die Entwicklung der westlichen Welt in den letzten zwanzig Jahren.
Dass dabei zuweilen der unterhaltende Aspekt auf Kosten des sachlich-informativen betont wird, kann man dem Autor nachsehen.

Fazit:
„Zu spät zur Party: Warum eine ganze Generation den Anschluss verpasst“ von Lukas Sustala ist ein Must-Read für jeden, der ein notwendiges Minimum an Zukunftspräferenz mitbringt.

Dem Autor gelingt es, Einsichten in die Realität des ökonomischen Daseins junger Menschen zu beschaffen, und dabei auch noch unterhaltsam und kurzweilig zu bleiben.
Wer selbstkritisch genug ist, merkt schnell, dass die eigene Haltung bislang nicht zuletzt eine halb- oder desinformierte war.

Das Buch mag überdies – in der Schule eingesetzt – einen Anstoß liefern, über die Hintergründe von Generationengerechtigkeit, Generationenkonflikten und Vorurteilen nachzudenken.

Die Vielseitigkeit der Subthemen macht das Werk im besten Sinne kurzweilig und zugleich ungemein informativ.