Rezension

Familiäre Abgründe

Dinosaurier auf anderen Planeten -

Dinosaurier auf anderen Planeten
von Danielle McLaughlin

Bewertet mit 4 Sternen

So befremdlich wie der Titel sind auch die Erzählungen in diesem Band. Befremdlich ist vor allem das Verhalten der Figuren. Gleich in der ersten Geschichte bringt die Schülerin Becky ihre Mutter auf die Palme, in dem sie sich zu Hause ihre Füße abbindet. Es handelt sich um eine Hausaufgabe, bei der sie nachfühlen soll, welche Qualen Chinesinnen einst durchlitten haben, um einem Schönheitsideal zu entsprechen. In einer anderen Erzählung sammelt der neunjährige Finn mit Hilfe eines aufgespannten Tennisnetzes tote Vögel. Für ihn sind es die Vorboten der Apokalypse.

Während die Kinder voller Experimentierfreude und Überzeugung auf ihre ganz eigene Art und Weise die Welt um sich herum erkunden und versuchen, sie zu begreifen, scheint bei den Erwachsenen der Zug längst abgefahren zu sein. Es sind durchgehend tragische Figuren, denen sowohl ihre Kinder als auch Partner entgleiten und die sich mühsam durch den Alltag quälen. Das gilt sowohl für Cahill, der mit seiner psychisch gestörten Frau und seiner fordernden Chefin völlig überfordert ist, als auch für Kate, die in der titelgebenden Geschichte von seinem Enkel ferngehalten wird.

Danielle McLaughlin legt schonungslos familiäre Abgründe offen und legt uns ziemlich schwere Kost vor. Faszinierend ist, wie nah beinander Schönheit und Grausamkeit in ihren Beschreibungen liegen und welche eindringlichen Bilder sie in unserer Vorstellung erzeugt.