Rezension

Familienbande

Insel des Lichts - Kristin Hannah

Insel des Lichts
von Kristin Hannah

Bewertet mit 3 Sternen

Nora Bridge hat vor langer Zeit ihren Ehemann und ihre beiden Töchter Caroline und Ruby verlassen und sich eine Karriere als Kolumnistin aufgebaut, wodurch sie wie ein bunter Hund in ganz Amerika bekannt ist und man auf ihre Ratschläge hört. Nach und nach hat sie mit Caroline wieder Kontakt aufgebaut, während sie für Ruby, ihre Jüngste, weiterhin „gestorben“ ist. Als an ihrem 50. Geburtstag Nacktfotos in der Presse auftauchen, bricht Noras Leben wie ein Kartenhaus zusammen, denn es bedeutet auch, dass sie ihre Anhängerschaft über Jahre hinweg belogen hat. In ihrer Verzweiflung baut Nora betrunken einen Autounfall und wird dadurch so verletzt, dass sie Hilfe benötigt, die in Form von Tochter Ruby gestellt wird. Ruby, deren Leben nach dem Weggang der Mutter sehr kompliziert wurde, verbringt mit ihrer Mutter einige Zeit auf einer kleinen Insel namens Summer Island. Die Beziehung ist konfliktträchtig, und Ruby hat zudem ein Geheimnis, es ihrer Mutter heimzuzahlen. Doch dann kommt alles ganz anders und es offenbaren sich Dinge, die Ruby zu einer Entscheidung zwingen…

Kristin Hannah hat mit ihrem Buch „Insel des Lichts“ einen gefühlvollen Beziehungsroman vorgelegt, der viele Themen wie Liebe, Vertrauen, Lügen, Betrug und Verlassen aufgreift. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, der Leser wird schnell in die Handlung hineingesogen und versinkt alsbald in der ganz unterhaltsamen Geschichte. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich aber innerhalb der Handlung und lässt den Leser bis zum Ende dranbleiben, um die Auflösung zu erfahren.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich ausgearbeitet und in Szene gesetzt, sie wirken lebensecht und ihre Reaktionen und ihr Tun lassen oftmals Gedanken aufkommen, wie man selbst wohl in mancher Situation gehandelt hätte. Nora wirkt zu Beginn erst einmal recht sympathisch, doch je mehr man sie kennenlernt, umso mehr revidiert man erst einmal die eigene Meinung, da man sich nur sehr schwer vorstellen kann, die eigenen Kinder zu verlassen, um sich selbst zu verwirklichen. Das ist egoistisch, unverantwortlich und rücksichtslos. Kein Wunder also, dass man für Nora erst einmal keinen positiven Eindruck entwickeln kann, doch das ändert sich im Laufe der Geschichte, wenn nach und nach alle Karten auf den Tisch gelegt werden. Ruby ist eine junge Frau, die schon früh enttäuscht wurde von ausgerechnet der Person, die ihr am liebsten war. Doch damit nicht genug, denn sie hat jahrelang darunter zu leiden, auf die Verwandtschaft mit ihrer Mutter reduziert zu werden und Anerkennung nicht durch eigene Leistungen erfahren zu dürfen. So wirkt Ruby hart und unversöhnlich, in ihrem Inneren brodelt es, eine Frage der Zeit, wann sie wohl explodiert.

„Insel des Lichts“ ist ein emotionaler Roman um verpasste Gelegenheiten, Aufarbeitung der Vergangenheit und dem Kitten von Beziehungen. Leserinnen, die emotionale und komplizierte Geschichten lieben, werden hier absolut fündig, wobei die neueren Romane von Kristin Hannah um einiges intensiver und ausgereifter sind.