Rezension

Familiennöte

Wir sind schließlich wer -

Wir sind schließlich wer
von Anne Gesthuysen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Anna und Maria sind Schwestern und schon von klein auf verschieden wie Feuer und Wasser. Maria ist Mutters kleines Prinzesschen, verwöhnt und verhätschelt. Die Mutter bildet sich auch viel auf ihren adligen Namen, sie lebt ihren Standesdünkel aus. Anna ist wesentlich handfester und lehnt sich schon früh gegen den mütterlichen Zwang auf. Sie konvertiert und wird letztendlich sogar evangelische Pastorin.

Nun hat Anna ihre erste Gemeinde am Niederrhein und die Bevölkerung, inclusive der Pfarrhaushälterin macht ihr das Leben nicht einfach. Als dann Maria über Nacht vor den Trümmern ihrer Existenz steht und mit ihren Lebenslügen konfrontiert wird, bringt das auch für Anna viele Erkenntnisse mit.

Anne Gesthuysens Stil ist erfrischend und oft sehr lebensnah. Das mag ich bei ihren Büchern, allerdings sind mir bei ihrem neuen Roman einige Figuren zu holzschnittartig geraten. Die Mutter von Betteray ist fast schon eine Karikatur einer aus der Zeit gefallenen standesdünkeligen Adligen. Ebenso die Haushälterin in Pastorin Annas Haushalt scheint direkt einer Posse entsprungen. Ihr nimmt man auch später den Wandel zu herzlich zupackenden Helferin nicht mehr ab. Bösartiger Tratsch und handfeste Ausgrenzung im Dorf lösen sich schnell in Idylle auf, auch das ging mir etwas zu schnell und unrealistisch.

Der Niederrhein ist der landschaftliche Hintergrund der Gesthuysen-Romane und sie kann die Gegend und ihre Menschen sehr schön schildern. Das weckt schon fast heimatliche Gefühle.

Eine turbulente Familiengeschichte, in der wirklich alles passiert, was man sich vorstellen kann und die sich manchmal ins Klischee verirrt hat