Rezension

Faszination Pferde

Alles Glück dieser Erde - Sara Gruen

Alles Glück dieser Erde
von Sara Gruen

Bewertet mit 4 Sternen

Inlettext
Die Olympiade war nur noch einen Sprung entfernt, da beendet ein entsetzlicher Unfall während eines Turniers jäh die viel versprechende Karriere der jungen Anna Zimmer. Wie durch ein Wunder überlebt sie schwer verletzt und vermag nach unzähligen Operationen sogar wieder zu laufen. Doch ihr geliebtes Pferd Harry, ein außergewöhnlicher Hannoveraner, ist nicht mehr zu retten und wird erschossen. Untröstlich über diesen Verlust, wendet sich Anna vollends von ihrem früheren Leben ab. Nie mehr will sie auf ein Pferd steigen. Nie mehr in die Nähe ihrer Heimat zurückkehren. Zu schmerzhaft sind die Erinnerungen an Harry und an eine Jugend, die sie dem Ehrgeiz ihrer Eltern geopfert hat. 
Doch zwangzig Jahre später holt die Vergangenheit Anna ein, als sie ihren Job verliert, ihr Mann sie verlässt und sie erfährt, dass ihr Vater im Sterben liegt. In dem verzweifelten Versuch, die Scherben ihres Lebens aufzusammeln, kehrt sie mit ihrer Tochter, einem problematischen Teenager, zurück auf die elterliche Pferdefarm.
Als sie dort ein geheimnisvolles, gestreiftes Pferd entdeckt, erwacht in Anna die alte Leidenschaft - so gefährlich und bedingungslos wie die Gefühle, die Dan in ihr auslöst, der Mann der ihr einst so viel bedeutete wie Harry.

Meine Meinung
Dieser Roman hat wirklich Parallelen zum Pferdeflüsterer, wie es auch auf dem Cover niedergeschrieben steht. Dieses Buch ist auch auf seine Art unvergesslich. Die Story eine völlig andere, aber ebenso ergreifend und mit Tücken versehen.

Sara Gruen hat die Ich-Perspektive ausgewählt und sie meisterhaft umgesetzt. Die Protagonistin Anna ist durchweg charakterlich authentisch. Sara Gruen hat mit Anna eine Figur erschaffen, die sich stets treu bleibt, Macken und Fehler hat und doch so besonders ist. Man lernt sie kennen und lieben und zum Schluss sogar schätzen. Sie meistert zwar keine Turniere mehr, aber die Hürden des Lebens besteht sie auf einem turbulenten, traurigen, ergreifenden, gefährlichen Parcours.

Der Plot ist inhaltlich sehr ausgereift und es ist nicht eine einzige Länge drin. Durchweg flüssig erzählt. Spannung, Dramatik, Tragik, Sensibilität, Alltag und in den Dialogen auch mal Humor, trotz des ernsten Themas.

Die Pferde spielen die ganze Zeit über eine wichtige Rolle, aber die Autorin spannt alle Figuren ein, alle Schauplätze und füllt die Lücken, so dass ein vielschichtiger Roman entstanden ist für Frauen, für Pferdefreunde, für Unterhaltungsliebhaber. 

Dieses Debüt ist der Autorin mehr als gut gelungen, meiner Meinung nach. Die Sprache ist klar und ehrlich, zuweilen ergreifend und entsetzlich, dann packt sie einen wieder und schleudert einen angewidert zurück.

Im Grunde steht eine Tragödie am Anfang, die etliche kleine Tragödien folgen lässt und an Dramatik kaum zu überbieten ist, sowohl die von Menschen, als auch die von Pferden. Die Fäden lösen sich alle auf und zwar ohne vorher schon den Ausgang zu verraten, ohne zu sehr ins Klischee zu gehen, ohne zu übertreiben oder zu untertreiben, ohne abzukupfern oder was auch immer.

Nun, ich als Pferdewirtin muss natürlich begeistert sein, möchte man jetzt sagen. Nein, ich habe durchaus schon schlechte Pferdebücher gelesen. Die Szenenbeschreibungen der Pferde sind wunderbar, richtig und herzlich. Man spürt, riecht und fühlt das Pferd durch Anna. 

Dieses Buch bekommt von mir definitiv ***** Sterne und gehört ab sofort mit zu meinen Lieblingsbüchern, ganz klar. Und ich möchte nochmal betonen, nicht wegen des Pferdethemas, sondern weil Saran Gruen es geschafft man, meiner Meinung nach, in allen Bereichen eine klasse Autorin abgegeben zu haben, die ihr Handwerk versteht!

Und nun viel Spaß beim Lesen!