Rezension

Faszinierender Genre-Mix

Schlüsselherz - Liv Abigail

Schlüsselherz
von Liv Abigail

Bewertet mit 4 Sternen

Obwohl Valender Beazeley eigentlich Soldat ist, arbeitet er nun im Buchladen seines Vaters. Dieser lehnt alles Magische entschieden ab. Das spiegelt sich nicht nur im Angebot des Buchladens wider, sondern auch im Umgang der Familie miteinander. Denn Valender trägt ein magisches Geheimnis in sich, welches er unter schwierigen Umständen vor seinem Vater verbirgt. Als Valender in einer tiefschwarzen Nacht einer Frau zur Hilfe eilt, ahnt er nicht, dass sich damit sein ganzes Leben verändern wird. Denn diese Frau ist gar nicht so hilflos wie gedacht - und schlägt ihn zum Dank bewusstlos. Um sich bei ihrem verhinderten Retter zu entschuldigen, besucht die Frau Valender in der Buchhandlung. Dabei entdeckt er erstaunt, dass Cera gar kein Mensch ist, sondern eine Puppe. Der Unterschied ist kaum zu bemerken, denn die arabischen Puppenmacher haben faszinierende Arbeit geleistet. Gemeinsam mit elf weiteren Puppen tritt Cera jeden Abend in einem Tanztheater auf und begeistert dort das Publikum. Ceras beste Freundin, die Puppe Yasemin, fehlt allerdings seit geraumer Zeit. Cera ist deshalb in großer Sorge, denn sie befürchtet, dass Yasemin entführt wurde. Da die Menschen in Ceras Umfeld bei einer Puppe nicht von einer Entführung, sondern lediglich von einem Diebstahl sprechen, hält sich das menschliche Interesse an Yasemins Verbleib in überschaubaren Grenzen. Cera fehlen die Möglichkeiten selbst nach Yasemin zu suchen und deshalb engagiert sie Valender als Privatermittler. Dadurch kommen sich die beiden deutlich näher. Schon bald können sie die Anziehungskraft, die sich zwischen ihnen entwickelt, nicht mehr ignorieren.....

Liv Abigail, die vielen bereits unter dem Namen Jennifer Benkau bekannt sein dürfte, erzählt in einem faszinierenden Genre-Mix aus Steampunk, Fantasy und Krimi, abgestimmt mit einer wohldosierten Prise Romantik, die Geschichte der Tanzpuppe Cera und dem Zyniker Valender Beazeley. Es gelingt ihr dabei hervorragend, die Hintergrundkulisse zu beschreiben. Dampfbetriebene Pferdekutschen prägen das Stadtbild und mechanische Arbeitskräfte sind allgegenwärtig. Der Duft der Buchhandlung und die Atmosphäre im Tanztheater sind beim Lesen regelrecht spürbar. Magische und Konservativisten leben in dieser fiktiven Welt nebeneinander her. Wobei die Konservativisten keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen alles Magische machen. Sie verabscheuen alles was damit zu tun hat und betrachten es, als nicht von Gott gewollt.

Die Tanzpuppe Cera, die äußerlich kaum von einem Menschen zu unterscheiden ist, aber im Innern aus Zahnrädern und Mechanik besteht, ist für die Konservativisten sicher nicht von Gott gewollt. Um sie so lebensecht wirken zu lassen, haben die arabischen Puppenmacher ihre ganze Kunst eingesetzt und Cera sogar etwas menschliche Seele eingehaucht. Als Leser vergisst man gelegentlich, dass Cera ja nur eine Puppe ist, die man am Ende des Tages mit einem Schlüssel aufziehen muss. Denn sie wirkt deutlich herzlicher und lebendiger als manch anderer Protagonist. Überall wo sie auftaucht, wirkt die Atmosphäre lockerer und farbiger. Valender Beazeley ist ein Protagonist, den man am Anfang nicht so recht einschätzen kann. Er wirkt zwar durchaus sympathisch, doch durch seine eher zynischen Eindrücke, hält man zunächst etwas Abstand zu ihm. Cera, die ja gar kein menschliches Herz hat, gelingt es allerdings, seine harte Schale zu durchdringen und ihm zu zeigen, dass das Leben durchaus lebenswert ist. Man kann das Knistern zwischen den Hauptprotagonisten förmlich spüren. Wobei die zarte Romanze sich aber nicht zu sehr in den Vordergrund drängt. Hochdramatische Liebesszenen braucht man hier zum Glück nicht zu befürchten.

Der Kriminalanteil der Handlung ist gut durchdacht und durchgehend interessant. Man stellt sich beim Lesen die Frage nach den Zusammenhängen und die eigenen Ermittlungen muss man das ein oder andere Mal über den Haufen werfen, da es zu interessanten Wendungen kommt.

"Schlüsselherz" ist ein faszinierender Genre-Mix, der durch eine spannende Kriminalhandlung, eine interessante Steampunk-Kulisse und eine glaubwürdige Liebesgeschichte überzeugt. Ich vergebe deshalb begeisterte vier Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung.