Rezension

Feminismus im Wilden Westen

Abby -

Abby
von Claudia Fischer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Eine junge Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt und aus den bestehenden Konventionen ausbricht.

Das Cover zeigt eine Landschaft, wie ich sie mir an einigen Stellen während des Hörbuches vorgestellt habe. Eine weite Fläche, auf der die kleine Gruppe an Banditen entlang reitet.

Die Erzählerin Petra Preuß macht ihre Sache gut. Sie schenkt den einzelnen Figuren jeweils eine eigene Art zu sprechen und einen veränderten Tonfall. Dies macht es leicht, der Handlung zu folgen. Auch in Sachen Betonung und Spannungserzeugung beim Vorlesen ist es schön ihr zuzuhören. Zusammen mit der gelungenen Handlung vergehen die ungekürzten knappen 11 Stunden sehr kurzweilig. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie auch die weiteren Bände lesen würde.

Die Figuren in der Handlung erhalten alle ihre eigenen Profile und ich fiebere als Zuhörerin mit der Protagonistin mit. Bei dem Erzähler der Handlung handelt es sich um einen klassischen auktorialen Erzähler, der ab und zu auch Einblicke in die Zukunft und Vergangenheit gibt.

Im Roman wird viel mit Rollenstereotypen und -bildern gearbeitet. Was hat eine Frau zu sein und zu tun, was dem gegenüber ein Mann und ein Bandit. Die Protagonistin Abby wird in ein starres Weltbild der Mormonen hineingeboren, in dem sie sich allem fügen muss. Erst die bevorstehende Zwangsehe und die Bekanntschaft eines Reisenden bringt ihr eine neue Sichtweise, die in ihr schlummerte und sie dazu bewegt ihr Leben von nun an selbst in die Hand zu nehmen. Hierauf entwickelt sie sich schnell zu einer jungen Frau, die sich in keiner Situation die Butter vom Brot nehmen lässt. Sie hat einige Hindernisse zu überwinden und Erfahrungen zu machen, wie es außerhalb ihrer bisher bekannten Welt ist. Diese Entwicklung zu einer der ersten feministischen Figur unter einer Männer dominierten Welt des Wilden Westens ist mir im Roman etwas zu abrupt. Ansonsten bleibt sich die Protagonistin treu. Die zahlreichen, aber dennoch überschaubaren Nebencharakter sind mir schnell ans Herz gewachsen. An einzelnen Stellen im Roman habe ich fast ein Taschentuch gebraucht.

Am Ende des Romans dachte ich, dass dies schon das Ende sei, da es so abgeschlossen und rund wirkte, wurde mir aber beim Titel wieder bewusst, dass es weitere Teile gibt. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen. Für alle zu empfehlen, die eine starke und selbstbewusste Frauenfigur mögen und das Setting des Wilden Westens mögen mit dem ein oder anderen Raubzug.