Rezension

Fesselnd bis zur letzten Seite

Letztes Zuckerl -

Letztes Zuckerl
von Herbert Dutzler

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist Winter in Altaussee, ein Winter, fast so wie er früher einmal war: mit viel Schnee und Straßenglätte. Gasperlmaier will die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr dazu nützen, um mit Christine Skifahren zu gehen. Doch dann ist alles ein wenig anders. Anstatt Sohn Christoph, der in Altaussee eine Landarztpraxis übernehmen will, kommen nur Schwiegertochter Richelle mit Enkel Theo aus Kanada. Dafür tauchen Tochter Katharina mit Ehefrau Stephanie ungeplant, aber herzlich willkommen auf, denn die beiden werden von sogenannten Incels, also Männern, die Frauen hassen, bedroht. Also, nichts ist mit dem Skifahren.

 

Als dann Gasperlmaier in das Haus des Zuckerlfabrikanten Grafenfeld gerufen, weil der alte Herr tot am Fuße der steilen Treppe liegt, ist es mit seiner Muße endgültig vorbei. Das Zuckerlpapierl, das unter der Leiche liegt, steckt er gedankenverloren ein.

 

Geht man beim Tod vom alten Grafenfeld zunächst noch von einem Unfall aus, so ist der Tote, den wenig später ein Hund beim Gassi-Gehen aus dem Schnee ausbuddelt, eindeutig ermordet worden. Das der Hund die Leiche ausgiebig markiert hat, freut die Spurensicherung naturgemäß nicht wirklich.

 

Damit Franz Gasperlmaier sich auf die Ermittlungen konzentrieren kann, übernimmt Ehefrau Christine die Regie über das „Full House“. Zusätzliche Unterstützung erhält er von Dr. Altmann, dem pensionierten Richter und Nachbarn, der es mit der Assimilierung an Altaussee ein bisschen übertreibt, wenn er im Winter die Krachlederne mit langen Unterhosen trägt. Altmann gibt Ezzes und hilft mit köstlichem Schnaps aus.

 

Doch ganz so einfach lassen sich Dinge nicht lösen. Hat es Gasperlmaier mit diesem Fall oder mit einem oder mehreren Tätern zu tun? In diesem Fall ist wenig, wie es scheint.

 

Meine Meinung:

 

Eigentlich will es der Gasperlmaier seit dem letzten Fall ein wenig ruhiger angehen, spürt er doch die Last seiner sechzig Jahre. Aber, Autor Herbert Dutzler gönnt ihm das nicht, sondern stellt ihn vor neue Herausforderungen wie den Genuss der veganen Küche oder den Bedrohungen auf den diversen Plattformen im Internet. Immerhin kann er sich zwischendurch kurz mit seinem Enkel Theo beim Bobfahren entspannen.

 

Herbert Dutzler flicht in seinen Altaussee-Krimi immer wieder tagaktuelle Ereignisse ein. Diesmal sind es die Incels, über die sich Gasperlmaier so seine eigenen Gedanken macht. Herzlich lachen musste ich über Olaf, der in Tränen ausbricht, als sich ausgerechnet eine der verhassten Frauen ans Steuer seines aufgetakelten Boliden setzt. Orange mit schwarzen Streifen und Spoiler - willkommen in der Vergangenheit!

 

Wie immer spielen Land und Leute rund um Altaussee eine wichtige Rolle. Liebevoll beschreibt der Autor die Schrullen der „Mitspieler“. So darf Gasperlmaier auch diesmal in das eine oder andere Fettnäpfchen tappen. Er ist nicht der intellektuelle Ermittler, der Schopenhauer zitiert oder einen vierzig Jahre alten Whisky zelebriert. Er sagt, was er sich denkt, liebt seine Leberkassemmel und das Bier dazu, was ihn bodenständig und liebenswürdig macht. Veränderungen machen ihm in wenig Angst, sodass er die Ambitionen der toughen Frau Dr. Kohlross, die Karriereleiter weiter emporzusteigen mit Argwohn betrachtet.

 

Das eröffnet nun bei der Leserschaft allerlei Spekulationen, ob der Gasperlmaier noch einen Fall lösen wird dürfen, denn dann wäre das Dutzend voll.

 

Fazit:

 

Dieser gelungenen Fortsetzung, in der wenig so ist, wie es scheint, gebe ich gerne 5 Sterne.