Rezension

Fesselnd, poetisch, aufwühlend, einzigartig!

Im Schatten des Märchenerzählers -

Im Schatten des Märchenerzählers
von Antonia Michaelis

Bewertet mit 5 Sternen

Sehr selten hat mich ein Buch so aufgewühlt und mitgenommen. Fesselnd, wunderschön, zugleich grauenhaft, schockiernd - genial!

"Im Schatten des Märchenerzählers" von Antonia Michaelis ist als Hardcover mit 464 Seiten bei Oetinger erschienen.

Es handelt sich hier um den zweiten Band der "Märchenerzähler"-Reihe. Allerdings lässt er sich problemlos unabhängig von Band 1 lesen, ich hatte hier als Neueinsteiger nicht das Gefühl, dass mit wichtige Informationen fehlen. Aber definitiv werde ich Band 1 auch noch lesen, schon weil ich die Protagonisten auch 15 Jahre zuvor kennenlernen möchte...!

Zum Inhalt: Elias ist fast 18, so alt wie sein Vater Abel damals, als er sich umbrachte. Nun entdeckt Elias, dass seine Mutter Anna geheimnisvolle Briefe schreibt und auch Antworten erhält. Schreibt sie an seinen Vater, den Märchenerzähler? Sollte Abel noch leben? Elias spioniert dem Geschehen nach, und er macht unfassbare Entdeckungen, nicht nur bei der Suche nach seinem Vater, sondern auch bei der nach sich selbst und seinem Sein...!

Meine Meinung: Selten, wirklich nur ganz selten, hat mich bislang ein Buch so dermaßen aufgewühlt und mitgenommen wie dieses! Anfangs war das Geschehen etwas verwirrend, konnte mich trotzdem sofort fesseln. Antonia Michaelis schreibt poetisch und wunderschön, mystisch und geheimnisvoll, jedoch zugleich auch furchtbar, grauenvoll und schockierend.

Die Autorin schafft eine einzigartige Atmosphäre, die mich komplett in ihren Bann gezogen hat. Die verwaschene, nicht greifbare Grenze zwischen Realität und Fiktion, das Geheimnisvolle und die Spannung faszinierten mich sofort.

Die wunderschönen, zugleich grausamen Märcheneinschübe haben mir am Besten gefallen, und die Figuren sind auf die Protagonisten in der Realität übertragbar - großartig!

Elias hat eine Lawine losgetreten, die Ereignisse werden riesig, schockierend und unfassbar schlimm.

Die einzelnen Charaktere sind liebevoll und detailliert erschaffen, sie sind absolut lebendig und sympathisch. Nicht nur Elias, auch Zara, Mert, Anna und Micha habe ich besonders in mein Herz geschlossen. Ich habe mit den Protagonisten gefiebert, gehofft, gebangt, gelitten, gelacht und geweint.

Unbedingt gesagt werden muss wohl noch, dass hier einige Themen vorkommen, die Traumata auslösen könnten - daher eine Triggerwarnung, die im Buch ebenfalls enthalten ist! Es geht u.a. um Suizid, Kindesmißbrauch, sexuelle Gewalt.

Es gab eine Stelle im Roman, die mich ganz besonders bewegt hat und die noch sehr lange in mir nachhallen wird. Da ich nicht spoilern möchte, verrate ich nur soviel: Seite 285 ist mir persönlich ganz besonders nahe gegangen.

Wieso "Im Schatten des Märchenerzählers" eine dermaßen gewaltige Wirkung auf mich hat, kann ich selbst nicht genau sagen, aber es war wie ein Sog und ich war mittendrin in den Ereignissen - unbedingt und absolute Leseempfehlung! Ein absolutes Highlight, danke!