Rezension

Fesselnd und berührend

Das Leben einer anderen - Joyce Maynard

Das Leben einer anderen
von Joyce Maynard

Bewertet mit 4 Sternen

Dies ist die fiktive Geschichte von Ruth Plank und Dana Dickerson, beide am 4. Juli 1950 in demselben Krankenhaus eines kleinen Ortes in New Hampshire geboren. Ihre Familien sind total unterschiedlich, halten aber wegen der gleichaltrigen Mädchen Kontakt, obwohl diese überhaupt nichts miteinander anfangen können. Beide Mädchen bzw. Frauen erzählen abwechselnd über ihr Leben, über ihre Familien, auch wie sie die „Geburtstagsschwester“ und deren Familie empfinden. So begleitet der Leser sie über mehr als fünfzig Jahre. Sie verlieren sich nie ganz aus den Augen, und es wird schnell klar, dass sie durch ein Geheimnis miteinander verbunden sind. Dies kommt im Verlauf der Erzählung immer stärker zum Vorschein, bis am Schluss der Knoten platzt.

Abgesehen vom Inhalt hat mich auch der Schreibstil gefesselt. Er wirkt absolut authentisch, man wird quasi in die entsprechende Zeit zurück versetzt. Ich hatte weniger das Gefühl, ein Buch zu lesen als vielmehr einen Film zu sehen. Wenn das einem Autor gelingt, finde ich das einfach klasse! Joyce Maynard verwendet eine wundervolle, leicht poetische Sprache, die sehr schön zu lesen ist. Da beide Mädchen / Frauen in der Ich-Form erzählen, kommen ihre jeweiligen Gedanken und Gefühle sehr schön zum Ausdruck. Man kann dadurch alles ganz prima nachvollziehen.

Was mir nicht so gut gefallen hat, ist, dass man eigentlich schon von Anfang an das Geheimnis zumindest teilweise erahnen kann. Außerdem hat die Autorin für meinen Geschmack ein bisschen zu viele außergewöhnliche Vorkommnisse in das Buch gepackt, um das Schicksal der Familien noch ein bisschen dramatischer zu gestalten. Das erscheint mir unrealistisch und wäre auch gar nicht notwendig gewesen.

Fazit: ein wundervolles warmherziges Buch, das ich gerne weiterempfehle. Leser von Donna Milner und ähnlichen Autoren werden ihre Freude daran haben.