Rezension

Fesselnder Einblick in das geteilte Berlin von 1961

Die fremde Spionin -

Die fremde Spionin
von Titus Müller

Bewertet mit 5 Sternen

Titus Müller Autor zahlreicher historischer Romane hat sich diesmal eines komplexen Themas angenommen: der Teilung Deutschlands. Er entführt seine Leser in das Berlin des Jahres 1961. Die Stadt ist zwar schon in einen Ost- und Westteil auseinandergerissen, die Mauer steht aber noch nicht...

 

Die Eltern von Ria und Jolanthe wurden vor einigen Jahren als Volksfeinde inhaftiert und die beiden Mädchen getrennt bei regimetreuen Pflegefamilien untergebracht. Während Jolanthe einen Witwer heiratet, tritt Ria eine Stelle im Ministerium für Außenhandel an. Sie hat ihre Schwester nie vergessen und lässt sich auf einen riskanten Handel mit dem BND ein, der ihr verspricht, eine Verbindung herzustellen. Ein hohles Versprechen, wie Ria bald feststellt, denn bald ist nicht nur das MfS, sondern auch der KGB hinter ihr her.

 

Meine Meinung:

 

Titus Müller ist mit diesem Buch ein fesselnder Auftakt einer Trilogie gelungen. Die Charaktere sind echten Personen nachempfunden, wie man im Nachwort lesen kann. Die Recherche zu diesem Buch ist, wie bei Titus Müller üblich, penibel durchgeführt. Geschickt verquickt er Fakten (den Sprung über den Stacheldraht bzw. die Flucht und der tragische Tod von Günter Litfin) mit Fiktion.

 

Obwohl ich als Österreicherin die Spannung an der innerdeutschen Grenze nicht kenne, kann ich das Machtspiel der beiden Welten durch die lebendige Schilderung der Umstände durchaus nachvollziehen. Üble Propaganda auf beiden Seiten. Die Geheimdienste schenken einander nichts. Blöderweise verschlafen nicht nur der BND sondern die gesamte westliche Politik die Anzeichen des Mauerbaus. Denn wie kann es sonst sein, dass plötzlich, quasi über Nacht, an der Zonengrenze eine unüberwindliche Mauer entsteht?

 

Gut beschrieben ist das Klima der Angst, das die Menschen auch nach dem Ende der NS-Diktatur fest im Griff zu haben scheint. Sind es jetzt nicht mehr die Männer die Gestapo, sondern die Spitzel der Stasi, die Andersdenkende willkürlich verhaften. Die Menschen können nicht wissen, wem sie noch trauen können. Der Preis der Denunziation sind zwar keine 30 Silberlinge, aber für ein paar Vergünstigungen meldet man doch gerne den Nachbarn oder einen missliebigen Arbeitskollegen.

 

Ich warte nun gespannt auf den zweiten Teil, der in ca. Einem Jahr erscheinen soll.

 

Fazit:

 

Ein fesselnder zeitgeschichtlicher Roman, der uns die innerdeutschen Spannungen plastisch näher bringt. Gerne gebe ich hierfür 5 Sterne.