Rezension

Fiktion oder Zukunft?

Motherbrain - Ulrike Wanner

Motherbrain
von Ulrike Wanner

Bewertet mit 3 Sternen

Jana ist Computerspezialistin, ihr Bruder Oliver biologischer Psychologe. Eigentlich zwei Arbeitsbereiche, die sich nicht unbedingt überschneiden - möchte man meinen. Als immer mehr von Olivers Patienten sterben und er selbst auch noch bei einem angeblichen Autounfall ums Leben kommt, beschließt Jana sich auf die Suche nach der Wahrheit zu machen..

Die Protagonistin Jana ist alles in allem gut gelungen. Ein bisschen Nerd, ohne wirklich zu viel zu sein - authentisch eben. Nur ab und an haben mich ihre ausformulierten Gedanken ein wenig im Lesefluss gebremst. "Die Kühlsysteme hochfahren", wer sagt denn sowas, wenn man in eine Situation ein wenig zu sehr emotional involviert ist? Das war mir leider fast ein bisschen zu tief aus der Klischeekiste. Einer ihrer Freunde, Sputnik, macht das aber locker wieder wett. Der hatte sich schon bei seinem ersten Erscheinen zum heimlichen Liebling gemausert und blieb das für mich auch bis zur letzten Seite.

Die Handlung an sich ist gut konstruiert, mit Betonung auf beidem. Die Spannung hält dauerhaft an, an manchen Ecken hat man als Leser aber das Gefühl, dass alles ein wenig gestellt wirkt. Andererseits wird hier eine Zukunftsvision erschaffen, die alles andere als wünschenswert ist und mich beim Lesen mehr als einmal ins Grübeln gebracht hat. 

Die Technikdetails sehe ich auch ein wenig zwiespältig. Einerseits unglaublich spannend und wahnsinnig gut recherchiert, für mich aber manchmal einfach etwas zu viel. Da habe ich einfach gemerkt, dass ich von dieser Materie deutlich weniger Ahnung habe als unsere Autorin. 

Zusammenfassend betrachte ich "Motherbrain" ein wenig ambivalent. Viel hat mir gefallen, einiges hätte man besser machen können. Sollte es aber einen weiteren Fall für Sputnik und Jana geben, bin ich auf jeden Fall wieder mit von der Partie.