Rezension

film noir

Adieu Paris - Daniel Anselme

Adieu Paris
von Daniel Anselme

Bewertet mit 2 Sternen

Klappentext:
"Drei junge Soldaten kehren an Weihnachten 1956 aus dem fernen Krieg in Algerien nach Hause zurück und sind plötzlich Fremde in ihrer Heimat Paris - die erstaunliche Wiederentdeckung eines fast vergessenen Romans aus Frankreich, der mit Melancholie und Augenzwinkern von einer sehr modernen Erfahrung erzählt."
"Selten hat mich ein Buch auf so verzweifelt-poetische Weise die Atmosphäre im Paris der fünfziger Jahre empfinden lassen - eine Perle abseits der großen Klassiker" Julia Schoch (Übersetzerin)
Was kann ich über diesen 188 Seiten Roman sagen... er ist kurz und das ist auch gut so. Ja, Kriege sind furchtbar, junge Männer sterben für sinnlose Ideale oder in diesem Fall für eine längst überholte Kolonialpolitik. Ja, die Situation der Männer ist ausweglos und sie haben keine Möglichkeit sich zur Wehr zu setzen. Der Wehrdienst schickt sie fort und ihre Heimat wendet sich ab. All dies ist richtig und allen halbwegs denkenden Menschen klar. Der Autor beschreibt diese Situation und er beschreibt sie gut. Die Männer kommen nach Hause, der Eine von seiner Frau verlassen, doch er sucht keine Lösung oder beendet die Ehe, sondern zieht in ein Hotel und trinkt sich durch den Roman. Ein Anderer, aus der sozialistischen Vorstadt, gefangen in seinen Zwängen und ebenso unzufrieden. Was will der Dritte... eine Frau für ein oder zwei Nächte und das Vergessen. 
Beim Lesen kann man der Melancholie verfallen oder so wie ich, sich maßlos aufregen... Denn was nützt eine Zustandsbeschreibung ohne Lösungsansätze, was hilft es den Soldaten, wenn es nichts und niemanden gibt, der in der Heimat für Veränderungen sorgen möchte. Nichts, gar nichts! Und genau das stört mich an diesem Roman massiv. Keine Ideen zur Veränderung einer Situation, nicht mal ein Versuch sich den Menschen mitzuteilen. 188 Seiten Wut, Trauer, Verzweiflung, Sprachlosigkeit und am Ende zurück in den Krieg. 
Leider sind mir die Protagonisten sehr fern geblieben, ich kann keine Emphatie für sie aufbringen und so animiert der Roman mich auch nicht dazu mich mit den aktuellen Krisenherden zu beschäftigen und zu überlegen, welche Möglichkeiten der Einzelne hat, um solchen Irrsinn zu beenden oder zumindest zu lindern.
Wie man liest, hat mich der Autor nicht erreicht, und ich kann auch verstehen, warum es in den Katakomben der Literatur verschwunden ist. Für mich leider keine verlorene Perle... Der Roman ist leicht zu lesen, stilistisch nichts besonderes oder außergewöhnliches. Das im Klappentext beschriebene Augenzwinkern ist mir offensichtlich auch entgangen. Ich möchte keine Leseempfehlung aussprechen, vielleicht sollte man Fan von Film noir sein, um hier auf seine Kosten zu kommen.