Rezension

Flacht leider sehr schnell ab

Herbstlande - Fabienne Siegmund, Stephanie Kempin, Vanessa Kaiser, Thomas Lohwasser

Herbstlande
von Fabienne Siegmund Stephanie Kempin Vanessa Kaiser Thomas Lohwasser

Bewertet mit 2 Sternen

Ein wunderschönes Buch, das großartig beginnt, leider zu schnell abflacht und am Ende ganz und gar enttäuscht …

Wie immer auf einer Messe, stattete ich auch in Berlin dem Verlag Torsten Low wieder einen Besuch ab und war sehr entzückt von diesem neuen Werk. Wundervolle Illustrationen und eine Geschichte, die wirklich neugierig macht: Ein kinderloses Paar wünscht sich nichts sehnlicher, als endlich ein Kind zu haben. Aus Verzweiflung wendet Scarlett einen Kürbiszauber an. Da sie sich jedoch nicht an die Regeln hält, holt sich die Kürbiskönigin kurzerhand Nathan zu sich in die Herbstlande. Fest entschlossen, ihre große Liebe aus den Fängen der bösen Königin zu holen, geht Scarlett in die Herbstlande, durchquert den September, Oktober und November und begegnet auf ihrem Weg nicht nur Wesen, die ihr wohlgesonnen sind …

Die Welt, die die Autoren und die Illustratorin geschaffen haben, ist wirklich sehr detailreich und fantasievoll. Ich war froh, hier auf neue Gestalten zu treffen, die fernab vom Mainstream angesiedelt sind. Die Karte im Buch ist sehr hilfreich beim Lesen, wenn man Scarlett auf ihrem Weg verfolgt. Die Geschichte selbst beginnt auch sehr verträumt. Scarlett wirkt ehrlich, unendlich verliebt und auch ein bisschen naiv. Es wird sehr schnell klar, dass Nathan nicht der nette Junge von nebenan ist. Er setzt sie unter Druck, vereinnahmt sie und schirmt sie vor jeglichem Kontakt zu ihrer Familie und eigenen Freunden ab. Ein sehr unsympathischer Kerl …

Scarletts erste Schritte in den Herbstlanden sind wundervoll geschrieben, man spürt ihre Verzweiflung und Zweifel, kann ihre Angst aber auch ihren Willen nachvollziehen. Einige Stellen sind klar etwas langatmig, aber auch das ist nicht weiter schlimm, da viele farbenfrohe Kleinigkeiten aus der Welt der Herbstlande beschrieben werden. Bis hier hin also alles gut. Ab dem zweiten Teil, Oktober, allerdings wirkt Scarletts Naivität zunehmend plump und sogar dümmlich. Ihre Sprache flacht plötzlich ab, ihre Reaktionen sind kaum noch nachvollziehbar, ihr Wille wirkt aufgesetzt. Dies wird auch im dritten Teil nicht mehr gehoben.

Das Ende enttäuschte mich dann auf ganzer Linie. Es ist zum einen vorhersehbar und stellt sogar Scarletts gesamten Weg und damit meine Lesezeit infrage. Das ist nüchtern betrachtet, für mich "verschwendete Zeit" gewesen und das ist sehr schade. Die Auflösung und der Endkampf wirken sogar banal im Vergleich zum Einfallsreichtum der Autoren, wenn es um das Erschaffen der gesamten Welt um die Herbstlande ging. 

Fazit: Das Buch ist in seiner ganzen Aufmachung wirklich wunderschön. Tolle Illustrationen, die den anfänglich literarischen Zauber perfekt einfangen. (Dafür gibt es einen Stern.) Dazu ein detailreicher Einfallsreichtum, wenn es um die Herbstlande als Welt und ihre Bewohner geht. (Dafür gibt es den zweiten Stern.) Die Schreibstile der unterschiedlichen Autoren wirken sich jedoch negativ auf die Wirkung der Figuren aus. Die anfängliche Naivität Scarletts ist am Ende nichts anderes als dumme Verklärung. Das ist wirklich insgesamt sehr schade.