Rezension

Flucht in die Freiheit

Nujeen - Flucht in die Freiheit - Nujeen Mustafa, Christina Lamb

Nujeen - Flucht in die Freiheit
von Nujeen Mustafa Christina Lamb

Bewertet mit 5 Sternen

Was bedeutet es wirklich, ein Flüchtling zu sein, durch den Krieg frühzeitig erwachsen werden zu müssen, die geliebte Heimat hinter sich zu lassen und vom Wohlwollen anderer abhängig zu sein? Die sechzehnjährige Nujeen erzählt, wie der syrische Krieg eine stolze Nation zerstört, Familien auseinanderreißt und Menschen zur Flucht zwingt. In Nujeens Fall zu einer Reise durch neun Länder, in einem Rollstuhl. Doch es ist auch die Geschichte einer willensstarken jungen Frau, die in Aleppo durch eine Krankheit ans Haus gefesselt ist und sich mit amerikanischen Seifenopern Englisch beibringt, weil sie die starke Hoffnung auf ein besseres Leben hat. Eine Hoffnung, die sich nun vielleicht fern der Heimat in Deutschland erfüllen kann. Es ist die Geschichte von Flucht, dem Verlust der Heimat, die Geschichte unserer Zeit – erzählt von einer bemerkenswert tapferen Syrerin, die nie aufgehört hat, zu lächeln

Die Geschichte von Nujeen war mir schon vor dem Buch zu Ohren gekommen, wenn auch nur sehr schemenhaft und kurz. Daher war ich sehr interessiert daran, zu erfahren, wie sie ihre Erlebnisse der Flucht beschreibt.
Der Schreibstil des Buches ist sehr flüssig und angenehm zu lesen, selten merkt man, dass eine 16jährige die Sätze geformt hat. Die Sprache ist verständlich und sehr bildlich, ich konnte mir Nujeens Schilderungen gut vor meinem inneren Auge vorstellen.
Die Beschreibungen beschäftigen sich nicht nur mit der Flucht und dem Ankommen in Deutschland, sie erzählt auch über ihre Heimat, die dort verbrachte Kindheit und über ihre Familie. Man erfährt sehr viel über die Kurden, über die ich persönlich bisher nur sehr wenig gehört habe. 
Die meisten Beschreibungen waren für mich jedoch auch einfach nur unwirklich, da sich vieles meiner Vorstellungskraft entzieht – Bomben, Anschläge, sinnlose Tötungen sind Dinge, die ich nur aus den Medien kenne.
Die Flucht hat Nujeen relativ pragmatisch und sachlich wiedergegeben, sie geht hier weniger auf ihre Gedanken und Emotionen ein, habe ich das Gefühl. Zur Untermauerung der geschilderten Route befindet sich in der Buchmitte eine Karte, auf der die Reise verzeichnet ist, ich habe oft darauf zurückgegriffen, um mir die Route zu verdeutlichen. Neben der Karte gibt es auch Bilder von Nujeen und ihrer Familie: zu Hause, während der Flucht, nach dem Ankommen. Eine schöne Sache, die mir den Inhalt gleich noch einmal nähergebracht haben.
Insgesamt ist das Buch eine wirklich ergreifende Geschichte, die Mut und Hoffnung macht.