Rezension

Frauenfreundschaften

Aller Anfang - J. Courtney Sullivan

Aller Anfang
von J. Courtney Sullivan

Bewertet mit 4 Sternen

Die vier Frauen Celia, Bree, Sally und April beginnen gemeinsam ihr erstes Jahr am berühmten Smith-College, einem reinen Frauencollege und sind dort Flurnachbarn. Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, werden sie schnell zu besten Freundinnen.

Die eigentlich recht banale Grundidee wird hier sehr schön verpackt. Sullivan schreibt warmherzig und witzig, ist aber dennoch auch gesellschaftskritisch und zeigt mit April sehr politische Aspekte. Alle vier Frauen sind toll beschrieben und man lernt sie zunächst einmal unabhängig voneinander kennen, in wechselnden Perspektiven erzählen sie von ihrer Zeit am Smith-College. Jede hatte während der Collegezeit mit ihren eigenen kleinen oder größeren Problemen zu kämpfen und oft fühlten sie sich auch unverstanden von den anderen. Dennoch haben sie immer an der Freundschaft festgehalten. Durch die wechselnden Perspektiven werden die unterschiedlichen Träume, Gefühle, Hoffnungen und Träume der vier Freundinnen klar und auch, warum jede von ihnen die drei anderen als Freundinnen braucht. Wechselnde Perspektiven können oft langweilig werden, wenn jedes mal dasgleiche erzählt wird. Nicht jedoch hier, Sullivan schafft es, den Leser in jedem Abschnitt zu faszinieren und neue Gedanken und Aspekte einfließen zu lassen.

Nach dem College treffen sich alle vier für Sallys Hochzeit wieder, doch das "echte" Leben scheint sie voneinander entfernt zu haben und es kommt zu einem heftigen Streit. Lange Zeit reden die vier kaum ein Wort miteinander, doch als eine von ihnen in ernste Probleme gerät erinnern sie sich an ihre Freundschaft und Liebe zueinander und stehen einander bei. Auch vieles andere wird ihnen im Laufe der Zeit klar und sie trauen sich endlich zu Dingen zu stehen. Das Ende war in seiner Art vorhersehbar und dennoch hat es mich sehr berührt, dass die vier Freundinnen endlich wieder zueinander gefunden haben und am Ende mutiger in die Zukunft blicken können.

Sullivan behandelt in diesem Buch nicht nur Themen wie Freundschaft und Familie, sondern auch Zugehörigkeit, Anderssein, wie es ist, nicht akzeptiert zu werden von den Menschen, die man liebt, Homo- und Transsexualität, Feminismus. Und das alles bei einem Schreibstil, der es einem unglaublich einfach macht, in die Geschichte zu finden und komplexe Themen interessant darzustellen.

Ein sehr schöner Roman über vier Frauen, die ein Zufall zusammenführt und die dennoch eine tiefe Freundschaft zueinander entwickeln, umwoben von gesellschaftskritischen und politischen Aspekten, die Sullivan gekonnt in ihren Roman einließen lässt. Unbedingt lesen!