Rezension

Frei nach E. T. A. Hoffmann

Die Muse des Mörders - Nadine DArachart, Sarah Wedler

Die Muse des Mörders
von Nadine D' Arachart Sarah Wedler

Bewertet mit 4 Sternen

Die jungen Autorinnen Nadine d’Arachart und Sarah Wedler bedienen sich E. T. A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“ als Grundgerüst für ihren Debütroman. Allerdings übertragen sie den Plot vom Paris des 18. Jahrhunderts in das heutige Wien, ebenso die Sprache, die zeitgemäß und der Handlung entsprechend eher gehoben ist. Während die Novelle von Hoffmann (in meiner Ausgabe) nur knapp 70 Seiten umfasst, kommt „Die Muse des Mörders“ auf immerhin 302 Seiten, beinhaltet also einiges mehr an Handlung, was Hoffmanns Ideen wunderbar ergänzt.

Worum geht es? – In Wien geht ein Serienkiller um, der sogenannte Dolchstoßmörder. Er ersticht seine Opfer und nimmt ihnen ein teures Schmuckstück ab. Der ermittelnde Chefinspektor Dominik Greve findet schnell heraus, dass alle diese Schmuckstücke von demselben Nobeljuwelier stammen, der ein wahrer Meister seiner Kunst ist. Per Zufall gerät die Schriftstellerin Madeleine Scuderi ins Visier des Täters. Eine unbedachte Äußerung ihrerseits weckt in dem Mörder falsche Erwartungen. Er fühlt sich von ihr in seinem Tun bestätigt. So wird sie enger in die Mordserie verstrickt als ihr lieb ist.

Der Einstieg in den Roman ist mir nicht ganz leicht gefallen, da man gleich zu Anfang mit einer Vielzahl von Personen in mehreren Handlungssträngen konfrontiert wird. Da ist einmal der Chefinspektor Dominik Greve, der noch an einem anderen Fall dran ist und auch häusliche Probleme mitbringt. Dann haben wir die Schriftstellerin Madeleine, deren langjähriger Freund Paul im Sterben liegt. Desweiteren spielen die junge Marie und ihr Freund Oliver eine Rolle sowie natürlich Maries Vater, der Juwelier. Und schließlich bekommen wir Einblick in die Psyche des Mörders. All diese Personen werden abwechselnd in zum Teil sehr kurzen Kapiteln beleuchtet und rücken natürlich im Verlauf des Buches immer näher zusammen. Die ständigen Perspektivwechsel steigern zwar die Spannung, erleichtern jedoch nicht das Verständnis.

Wenn man die Novelle von Hoffmann nicht kennt, ist das Buch recht spannend, und zwar von der ersten bis zur letzten Seite. Aber vor allem ist es auch ganz wunderbar zu lesen. Die beiden Autorinnen haben sich zusammen einen wirklich tollen Sprachstil erarbeitet, wie ich finde. Man merkt in keiner Weise, dass es sich hier um ein Debüt handelt, es wirkt ganz professionell. Es ist absolut flüssig geschrieben, die Übergänge sind perfekt, die Wortwahl abwechslungsreich und treffend.

Fazit: Wer gerne Kriminalromane liest, sollte sich dieses Schmuckstück nicht entgehen lassen, das entsprechende Werk von E. T. A. Hoffmann aber erst danach lesen, wenn überhaupt.