Rezension

"Frühlingsnächte" von Debbie Macomber

Frühlingsnächte - Debbie Macomber

Frühlingsnächte
von Debbie Macomber

Bewertet mit 4 Sternen

Wer Nora Roberts mag, wird Debbie Macomber lieben!

Jo Marie Rose hat nach einem schweren Schicksalsschlag in dem beschaulichen Küstenstädtchen Cedar Cove einen Neuanfang gewagt. Mit ihrem Bed & Breakfast, dem Rose Harbor Inn, steht sie nun vor einer neuen Herausforderung: Als Erinnerung an ihren verstorbenen Mann will sie einen weitläufigen, üppigen Rosengarten anlegen. Hilfe erhält sie dabei von Mark, einem begabten Handwerker, in dessen Gesellschaft sie sich fast schon gefährlich wohl fühlt. Doch auch ihre neuen Gäste halten Jo Marie in Atem, denn Mary und Annie tragen beide ein Geheimnis mit sich herum, dessen Grundsteine in Cedar Cove liegen … [ Quelle: Blanvalet ]

Meine Meinung

Jo Marie hat nach dem Tod ihres Mannes ihr altes Leben komplett aufgegeben und ist nach Cedar Cove gezogen, um dort ein kleines, aber hübsches Bed & Breakfast zu übernehmen. Bereits in den ersten Wochen hatte sie zwei Gäste, deren Leben sich nach nur einem Wochenende bei ihr komplett verändert hat. Und auch jetzt, im Frühling, kehren zwei ganz besondere Menschen bei ihr ein. Und auch diese beiden werden Cedar Cove nicht mehr als die Menschen verlassen, als die sie gekommen sind.

Eigentlich erzählt Debbie Macomber mit ihren Büchern immer gleich drei Geschichten auf einmal. Einzig Jo Marie ist die Konstante in dieser Reihe. Ihre Geschichte schreitet wesentlich langsamer voran als die ihrer Gäste. Nachdem sie im ersten Teil noch sehr damit beschäftigt war, ihr neues Anwesen auf Vordermann zu bringen und sich in die Rolle der Herbergsmutter einzufinden, so ist sie im zweiten Teil doch schon sehr angekommen. Sie fühlt sich in den kleinen Hafenstädtchen immer mehr Zuhause und hat zwischenzeitlich auch Freunde gefunden. Doch noch immer klammert sie sich an die Hoffnung, dass ihr Mann Paul vielleicht doch noch leben könnte. Dessen Leiche wurde nämlich nach dem Hubschrauber-Absturz im Irak niemals gefunden.

 

Dass George nicht zu sprechen war, nahm sie als Omen. Sie würde es nicht ein zweites Mal versuchen. Das Schicksal hatte entschieden.

Dafür gibt es einen anderen Mann in ihrem Leben, wenn auch nicht im romantischen Bereich. Marc, der etwas griesgrämige Handwerker, der sich vor allem um Jo Maries Garten kümmern sollte, bricht sich das Bein und ist gar nicht glücklich darüber, dass er nun sogar auf fremde Hilfe angewiesen ist. Doch irgendwie spürt man eben doch, dass sich zwischen den beiden eine tiefe Freundschaft entwickelt hat.

Wie schon im ersten Buch, betreut Jo Marie auch in Frühlingsnächte im Prinzip zwei Gäste, die auch der Leser begleitet. Die Perspektive wechselt zwischen Annie, Mary und Jo Marie hin und her, wobei lediglich Jo Marie aus der Ich-Perspektive erzählt. Das empfand ich als sehr gelungen, da man somit über die Reihe hinweg eine tiefere Beziehung zur Protagonistin bekommt.

Anfangs hatte ich ein wenig die Befürchtung, dass der zweite Teil etwas langweilig werden könnte, wenn man praktisch das gleiche Schema vorgesetzt bekommt. Doch dem war nicht so. Eigentlich hat es mir eher das Gefühl gegeben, besser wieder in die Geschichte eintauchen zu können. Es ist etwas Bekanntes, an dem man sich als Leser entlanghangeln kann und vor allem hilft es dabei, sich den Vorgänger wieder in Erinnerung zu rufen.

Die Frauen, um welche sich dieser Teil dreht, könnten wohl unterschiedlicher nicht sein. Mary ist eigentlich eine Business-Frau wie sie im Buche steht. Alles andere muss hinter ihrer Arbeit zurückstecken - auch die Liebe. Daher hat sie sich vor fast 20 Jahren von ihrer großen Liebe George getrennt. Bis sie dann Brustkrebs bekam... Wegen eines großen Wunsches reist sie nach Cedar Cove, wo sie dann feststellt, dass sie vielleicht nicht nur noch einen Wunsch hat...
 

Ich erinnerte mich noch gut an meine Angst, er könnte verschwinden, sobald ich die Augen öffnete. Deshalb hielt ich sie geschlossen Ich wollte diesen Moment so lange ausdehnen wie eben möglich. An diesem Abend sagte er mir, Rose Harbor werde meine Wunden heilen - und die von allen meinen Gästen.

Dagegen steht Annie, die für ihre Großeltern zur Goldhochzeit ein riesiges Fest organisiert hat. Dafür findet sich die komplette Familie in dem kleinen Städtchen ein. Und ihre Großeltern werden dann ausgerechnet von Oliver begleitet, der sie als Kind sehr gedemütigt hat, indem er sie erst geküsste hatte, um sie dann gemeinsam mit seinen Freunden zu verspotten. Zumindest ist das ihre Sicht der Dinge.

Mir persönlich besser gefallen hat auf jeden Fall der Handlungsstrang rund um Mary. Der rund um Annie war an manchen Stellen irgendwie etwas unrealistisch. Dass Kränkungen aus der Kindheit tief sitzen können... ok, da bin ich noch dabei. Aber dass man wegen etwas kindlichen Liebeskummers dermaßen grob im Erwachsenenalter ist, war mir dann doch too much. Hinzu kam, dass Annie ihre Bedenken auch schneller über den Haufen wirft, als man es glauben könnte. Das war mir persönlich ein bisschen zu unrealistisch und konnte mich auch nicht recht einnehmen.

Mein Fazit

Debbie Macomber hat mir ihrer Reihe eine nette Lektüre für Zwischendurch geschaffen, die einen länger beschäftigt als ein Einzelband es könnte. Sie verbindet Bekanntes mit neuen Elementen und Personen, was dem Ganzen zwar etwas Aufregendes gibt und den Leser trotzdem das Gefühl gibt, dass er in eine Geschichte eintaucht, die er kennt. Ich persönlich habe mich in Cedar Cove direkt wieder wohlgefühlt und kann es eigentlich kaum erwarten, dass ich mit Sommersterne wieder an die Küste zurückkehren kann. Als klitzekleines Manko kann lediglich die wenig durchdachte Handlung rund um Annie aufgezeigt werden. Aber alles in allem wieder einmal lesenswert.