Rezension

Für mich hätte es etwas spannender sein dürfen

Stumme Angst - Christina Stein

Stumme Angst
von Christina Stein

Bewertet mit 3 Sternen

Liam weiß zunächst nicht, was er davon halten soll, dass seine Freundin Anna nicht zu einem gemeinsamen Abendessen erscheint. Soll er jetzt sauer sein? Hat sie ihn eiskalt abserviert? Oder ist ihr etwas zugestoßen? Liam ist hin- und hergerissen. Schließlich beginnt er nach ihr zu suchen und bittet Annas Freundin Marie um ihre Mithilfe. Denn vielleicht kann es ihm ja so gelingen, ihren Aufenthaltsort herauszubekommen. Liam ahnt allerdings nicht, dass Marie wichtige Informationen verschweigt....

Meine Meinung

In diesem Jugendthriller betrachtet man das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven. Man erfährt sofort, was mit Anna passiert ist. Denn schon im ersten Satz spürt man die Angst, die sie erfüllt. Sie ist von einem Exfreund entführt worden und wird nun gefangen gehalten. Annas Handlungsstrang wird in der Ich-Form, aus ihrer Sicht erzählt. Liams verzweifelte Suche beobachtet man in einem weiteren Strang in der Erzählperspektive. Im Verlauf der Handlung gibt es dann noch einen kurzen Einblick in Maries Perspektive und in ein altes Tagebuch. Da die Wechsel durch Überschriften gekennzeichnet sind, gelingt der Übergang mühelos. Man weiß immer genau aus welcher Sicht man die Handlung gerade betrachtet.

Der Einstieg in diesen Jugendthriller gelingt mühelos. Denn schon im ersten Satz kann man Annas Angst und ihre Verzweiflung spüren. In einer sehr poetischen Sprache gelingt es der Autorin, Annas Gefühle glaubhaft zu transportieren. Deshalb ist das Interesse an der Entführung sofort geweckt. Man möchte unbedingt erfahren, was dazu geführt hat und ob sie ihrem Entführer entfliehen kann. Doch auch Liams Bemühungen, den Aufenthaltsort von Anna herauszufinden, lassen sich schnell und flüssig lesen. Auch hier fällt der wunderschöne, leicht verschnörkelte Erzählstil auf. Allerdings wirkt die Handlung dadurch wenig abwechslungsreich, denn die Perspektiven unterscheiden sich sprachlich nicht besonders voneinander. Das wirkt auf Dauer etwas eintönig. Liams Hund sorgt allerdings hin und wieder dafür, dass dieser Erzählstrang etwas aufgelockert wird.

Obwohl man gerade am Anfang Annas Gefühle glaubhaft nachvollziehen kann, fällt es schwer, starke Sympathien für diese Protagonistin zu entwickeln. Man wird auf Distanz gehalten, sodass einem Annas Entführung nicht besonders nahe geht. Liam und sein Hund wirken da schon deutlich sympathischer. Obwohl das Interesse an der Handlung durchgehend vorhanden ist, fehlt es leider ein wenig an der Spannung. Das mag allerdings auch an der Distanz zu den Protagonisten liegen. Denn dadurch fiebert man nicht richtig mit ihnen mit, sondern beobachtet das Geschehen nicht gespannt, sondern lediglich interessiert. Von einem Roman, der als intensiver, beklemmender Psychothriller beschrieben wird, kann man im Bereich Spannung, meiner Meinung nach, schon ein wenig mehr erwarten.

Am Ende steigt die Spannung allerdings noch einmal deutlich an. Denn im großen Showdown überschlagen sich die Ereignisse regelrecht. Ob das alles glaubhaft wirkt, sei noch dahingestellt. Doch das empfindet sicher jeder Leser anders. Die losen Handlungsfäden, die dazu einladen sich selbst Gedanken über das Ende zu machen, sind für diesen Jugendthriller allerdings sehr passend.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen gut unterhalten. Durch die große Schrift und den wunderschönen Schreibstil, der sich außerdem sehr flüssig lesen lässt, bin ich förmlich über die Seiten geflogen, sodass ich ziemlich schnell am Ende angekommen war. Ich habe die Handlung dabei stets interessiert , aber leider nicht unbedingt gespannt, verfolgt. Denn mir persönlich hat leider der Thrill etwas gefehlt.