Rezension

Ganz eigen, aber nicht schlecht

Doppelt oder nichts, sagt das Glück -

Doppelt oder nichts, sagt das Glück
von Liane Mars

Bewertet mit 3.5 Sternen

Puh, ich weiß nicht, was genau ich von diesem Roman erwartet hatte - eine humorvolle, gerne vorhersehbare, gemütlich unterhaltsame Liebeskomödie à la ZDF-Herzkino-Abendprogramm vielleicht -, aber das vorliegende Werk von Liane Mars war absolut unvorhersehbar und ich hätte wohl mit jeder Vermutung danebengelegen.

Rein hinsichtlich der Thematik hätte ich mich eigentlich auf eine tragische Geschichte gefasst machen müssen, denn wenn zwei Schwangere im Geburtsvorbereitungskurs feststellen, dass es sich bei ihrem Partner Peter um denselben Mann handelt (- Emily und er sind seit 6 Jahren verheiratet, Leonie ist Peters Freundin‚ die nicht ahnt, dass er bereits vergeben ist -), dürfte klar sein, dass für mindestens eine von ihnen wahrscheinlich eine Welt zusammenbrechen wird. Die Lebensumstände für beide Frauen ändern sich drastisch und all diese Komplikationen fallen genau in jenen speziellen Zeitraum, in welchem jegliche Form von Stress dringend vermieden werden muss. Aber wie soll frau angesichts solch eines niederträchtigen Verrats noch eine – im wahrsten Sinne des Wortes – ruhige Kugel schieben?!

Die beiden weiblichen Hauptfiguren, Emily und Leonie, sind grundverschieden. Emily plant gerne, ist sensibel und schüchtern, sie wagt es kaum, für ihre Meinung einzustehen; Leonie ist selbstbewusst, schlagfertig, spontan und direkt, lässt sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen. Emily ist begeistert von Geburtsmeditation, Leonie ist eher der Typ 'wird schon werden'. Emily ist verzweifelt angesichts Peters Betrug, Leonie brodelt vor Wut.
Die Darstellung der jeweiligen Gefühlswelt der Figuren ist der Autorin vortrefflich gelungen, ich habe mit Emily mitgelitten, war zusammen mit Leonie, die sich auch noch mit den anstrengenden Eskapaden ihrer getrennten Eltern befassen muss, aufgebracht.

Handlungstechnisch passiert nicht wahnsinnig viel, es geht eher darum, wie die beiden Frauen fortan mit der delikaten Situation umgehen und dass sie wider Erwarten Freundinnen werden. Die Message, dass jede Schwangerschaft anders ist und jedes damit einhergehende Gefühl, jede Sorge, jede Angst, zugelassen werden darf und sollte, finde ich sehr wichtig.

Der lockere Schreibstil ist amüsant, umgangssprachlich und unkompliziert gehalten. In vielen Passagen war er mir einen Tick zu klamaukig und die Ereignisse einfach viel zu unrealistisch, sodass ich mich nicht mit vollem Herzen auf Emily und Leonie, aus deren beider Sicht abwechselnd erzählt wird, einlassen konnte. Ich kann mir das Werk allerdings super als Verfilmung vorstellen und glaube, dass dann gewisse überzeichnete Elemente witzig wirken könnten.

Fazit: Kein Highlight, aber nette Unterhaltung für Zwischendurch.